Kabul – In Afghanistan sind seit Jahresbeginn rund 125.000 Menschen vor Gefechten zwischen radikalislamischen Taliban und Sicherheitskräften aus ihren Heimatorten geflohen. Zwangsvertreibung gebe es jetzt fast überall im Land – in 29 der 34 Provinzen, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA).

Im früher als eher ruhig geltenden Norden, wo die deutsche Bundeswehr lange Schutzmacht war, würden mittlerweile 45 Prozent aller Kriegsvertriebenen registriert, heißt es in dem Bericht weiter. Rund 57.000 Afghanen habe der Krieg in diesem Jahr dort bisher heimatlos gemacht.

Rückgang

Allerdings sei die Zahl der Binnenflüchtlinge 2017 verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2016 um 28 Prozent zurückgegangen.

OCHA-Analysten begründen das mit verschiedenen Faktoren. Zum einen gingen einige Kämpfe dort weiter, wo sie 2016 schon getobt hätten und viele Menschen schon geflohen seien. Zum anderen steige die Armut. Die Menschen hätten oft kein Geld mehr, woandershin zu gehen. Ein weiterer Grund sei, dass auch die Großstädte, die zuvor als sicher galten, mit mehr Anschlägen nun keine Zuflucht mehr böten.

Im vergangenen Jahr waren mehr als 660.000 Afghanen aus ihren Dörfern geflohen. Für 2017 hatte die UNO zu Jahresbeginn noch mindestens 450.000 weitere Zwangsvertriebene erwartet. (APA, 12.6.2017)