Cristiano Ronaldo: Hat er vergessen, Steuern zu zahlen?

Foto: APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE

Madrid – Superstar Cristiano Ronaldo droht Ungemach. Nur zehn Tage nach dem Gewinn der Champions League mit Real Madrid ist der Weltfußballer in seiner Wahlheimat Spanien der Steuerhinterziehung in Höhe von 14,76 Millionen Euro beschuldigt worden.

Dem 32 Jahren alten Portugiesen drohe wegen insgesamt vier Steuervergehen eine Mindesthaftstrafe von bis zu sieben Jahren sowie eine Geldstrafe von mindestens 28 Millionen Euro, schätzte der Verband der Steuerexperten des spanischen Finanzministeriums (Gestha).

Die für Wirtschaftsdelikte zuständige Staatsanwaltschaft war von der Steuerbehörde vor ein paar Wochen eingeschaltet worden und erstattete am Dienstag beim Gericht in Madrid Anzeige gegen den Torjäger. Jetzt muss der Untersuchungsrichter entscheiden, ob und wann ein Steuerstrafprozess gegen "CR7" eröffnet wird.

Den amtlichen Angaben zufolge geht es um Millionen-Einnahmen aus Bildrechten, die der Weltfußballer aus Portugal zwischen 2011 und 2014 "bewusst" am spanischen Fiskus vorbeigeschleust haben soll. Für den Steuerbetrug habe Ronaldo im Jahr 2010 – ein Jahr nach seinem Wechsel von Manchester United zu Real – auf den Britischen Jungferninseln und in Irland ein Unternehmensgeflecht geschaffen.

Der Ernst der Lage

Vor einiger Zeit hatte ein vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" angeführtes internationales Medien-Netzwerk vorwiegend in Spanien tätige Fußballstars in Berichten über Steuertricks und Briefkastenfirmen in Steueroasen genannt. Die Informationen waren von der Enthüllungsplattform "Football Leaks" zur Verfügung gestellt worden. Ronaldo soll demnach dem Fiskus Einnahmen in Höhe von insgesamt mindestens 150 Millionen Euro verschwiegen haben.

Ronaldo erfuhr von der Hiobsbotschaft am Dienstag beim Training der portugiesischen Nationalmannschaft in Oeiras bei Lissabon. Der Europameister bereitet sich mit seinem Superstar auf den Confederations Cup von Samstag bis 2. Juli in Russland vor. Eine Stellungnahme gaben zunächst weder der Spieler noch dessen Manager Jorge Mendes ab.

Dass die Lage ernst ist, wissen aber beide. Die Richter in Spanien zeigen bei diesem Thema auch bei großen Namen kaum Gnade. Zur Erinnerung: Erst vor wenigen Wochen wurde Ronaldos sportlicher Erzrivale Lionel Messi wegen Steuerbetrugs zu 21 Monaten Haft verurteilt. Das Glück des Argentiniers vom FC Barcelona: Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren werden in Spanien bei nicht vorbestraften Angeklagten praktisch immer zur Bewährung ausgesetzt.

Der Weg nach China ist mit Gold gepflastert

Messi wurde Steuerbetrug in Höhe von "nur" 4,1 Millionen zur Last gelegt. Bei Ronaldo sind es genau 260 Prozent mehr. Bedeutet das, dass ein eventuelles Urteil gegen "CR7" entsprechend höher ausfallen müsste – und ein Gang hinter Gitter bei ihm wahrscheinlicher ist? Im Prinzip schon. Laut Gestha können die Richter aber mildernde Umstände gewähren, wenn der Beschuldigte spätestens zwei Monate nach der ersten Justizvorladung den Betrug gesteht und alle Schulden und Geldstrafen bezahlt.

Ronaldo und Messi sind keine Einzelfälle in Spanien. Ins Visier der spanischen Steuerbehörden waren unter anderem auch Messis Landsmann Javier Mascherano und der frühere Nationaltorhüter Iker Casillas – ein Nationalidol – geraten. Dass nun auch Ronaldo an die Reihe kommt, bereitet dem LaLiga-Chef natürlich Sorgen. "Wir dürfen die Welt des Fußballs nicht kriminalisieren", warnte Javier Tebas in einer ersten Reaktion. Der Fußball sei eine für Spanien wichtige "Industrie", die "Rechtssicherheit" benötige.

Die Warnung einiger Medien zu Zeiten des Falls Messi, die Härte der spanischen Steuerbehörden könne eine Massenflucht besorgter Stars auslösen, hallt plötzlich wieder durch das Land. Nach spanischen Medienberichten liegt Real jedenfalls für Ronaldo ein 200-Millionen-Euro-Angebot aus China vor. (APA, sid, 13.6.2017)