"Die Weltherrschaft" ist der Titel des transmedialen Projekts zu Verschwörungstheorien.

Foto: ORF

Mittels Onlinebaukasten werden Verschwörungstheorien im Videoformat erstellt.

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192 verschiedene Kombinationen sind durch die Auswahlmöglichkeiten gegeben.

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"Die Weltherrschaft" liegt dem ORF am Herzen. Aus diesem Grund hat er gemeinsam mit dem deutsch-französischen Kultursender Arte, dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und dem Bayerischen Rundfunk (BR) ein internationales und transmediales Projekt geplant. Der Gedanke dahinter ist nicht, wie satirisch angedeutet, die Weltherrschaft anzustreben, sondern aufzuklären, wie Verschwörungstheorien eben dafür eingesetzt werden.

Baukasten für Verschwörungstheorien

Das Herzstück des Projektes ist ein Onlinebaukasten, mit dem ab Montag innerhalb weniger Minuten am Smartphone Kurzvideos zu Verschwörungstheorien zusammengebaut werden können. Sind eine Gruppe von Verschwörern, Ziel, Methode und Beweisführung gewählt, ist das Video fertig, um in diversen sozialen Netzwerken verbreitet zu werden.

Durch diesen satirischen Zugang soll eine möglichst breite Masse spielerisch erleben, wie schnell und simpel Verschwörungstheorien, immer nach denselben Mustern, produziert und verbreitet werden. Die Palette von Verschwörern reicht von Katzen bis zu Schlagerstars, und auch bei der Wahl von Zielen, Methoden und Beweisen stehen unterschiedliche Möglichkeiten offen, die zu einer von 192 verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten führen.

Dokumentarfilm deckt Hintergründe auf

Als zweiter Teil des Projektes wird zurzeit ein 70-minütiger Dokumentarfilm unter Regie von Fritz Ofner produziert. Die Dokumentation erklärt, wie Verschwörungstheorien – insbesondere im Zeitalter der sozialen Medien – entstehen und verbreitet werden. Das Team besucht Experten, Historiker, Philosophen, Netzwerkforscher und Produzenten von Fake-News in Wien, Paris, New York und Skopje und geht der Frage auf den Grund, was Verschwörungstheorien über uns selbst und die Zeit, in der wir leben, aussagen.

Die Rattenfänger haben wieder Hochsaison

"Wir leben in eigenartigen Zeiten. Einerseits erleben wir eine digitale Informationsflut, andererseits reichen schon bloße Behauptungen gewisser Persönlichkeiten, um alternative Formen der Realität zu schaffen", sagte Martin Traxl, ORF-TV-Kulturchef bei einer Präsentation vor Journalisten. Diesem kulturellen und gesellschaftlichen Phänomen will der Sender durch das transmediale Projekt auf den Grund gehen.

Das 300-Jahr-Jubiläum der Freimaurer Ende Juni sei Anlass genug, sich mit der Materie tiefgehend auseinanderzusetzen, betonte Projektleiter Siegfried Steinlechner vom ORF. Damit sei die Idee für das Projekt auch schon entstanden, bevor US-Präsident Donald Trump die Thematik zusätzlich befeuerte.

Aufwendige Koproduktion

Umgesetzt wird das Projekt vom Wiener Kreativstudio Junge Römer und der Produktionsfirma Metafilm mit Unterstützung des Fernsehfonds Austria, des Filmfonds Wien, des Bildungsministeriums für Bildung und des Zukunftsfonds Österreich.

Die Erstausstrahlung des Dokumentarfilms ist rund um den 11. September 2017 geplant. (Elisa Heißenberger, 18.6.2017)