Graz – Die Strukturen der steirischen Gesundheitsversorgung werden reformiert. Auf Basis des steirischen Gesundheitsplanes wurden die Planungs- und Entwicklungsschritte bis zum Jahr 2025 in den "Regionalen Strukturplan Gesundheit Steiermark" (RSG 2025) gegossen und am Mittwoch präsentiert. Demnach soll es bis dahin in der Steiermark u.a. bis zu 30 Primärversorgungszentren (Gesundheitszentren) geben.

Der demografische Wandel und sich verändernde Krankheitsbilder, medizinischer Fortschritt sowie Zuzug in Städte und Abwanderung aus ländlichen Regionen sorgen für neue Herausforderungen der Gesundheitsversorgung in medizinischer, pflegerischer und auch organisatorischer Hinsicht. "Die Aufgabe, eines der besten Gesundheitssysteme aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen, ist eine große Herausforderung, der wir uns zu stellen haben", sagte Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) am Mittwoch bei der Steirischen Gesundheitskonferenz in Graz.

Unter dem Motto "Mehr Nähe, bessere Qualität, mehr Beteiligung" soll der Steirische Gesundheitsplan 2035 die Gesundheitsversorgung in der Steiermark entsprechend verbessern. Konkret bedeutet das unter anderem, dass bis zu 30 regionale Gesundheitszentren und damit mehr Versorgung im ambulanten und tagesklinischen Bereich, aber auch weniger Spitalsbetten als bisher. Finanzierungspläne wurden nicht präsentiert.

Am Mittwoch wurden – nach rund einjährigem Diskussionsprozess – die Eckpunkte der Gesundheitsversorgung bis 2025 von Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark, vorgestellt. Die Primärversorgung spielt dabei eine wesentliche Rolle. Neben den ersten beiden Gesundheitszentren in Mariazell und Eisenerz sollen weitere solcher Zentren entstehen, die auch am Tagesrand und an Wochenenden geöffnet sind und als Ergänzung zu den bisherigen Hausarzt-Einzelpraxen gesehen werden. Für den größten steirischen Bezirk Liezen sind vier dieser Einrichtungen vorgesehen, sowie ein Leitspital im "Großraum Liezen/Trautenfels", wie Koren ausführte. Es soll die bisherigen Standorte Schladming, Rottenmann und Bad Aussee konzentrieren.

Leitspitäler und Versorgungsregionen

Bis 2035 soll grundsätzlich jede Versorgungsregion ihr Leitspital haben. Erster Schritt in Richtung Leitspital seien die Krankenhausverbünde, die schon in den vergangenen Jahren geschaffen wurden. Mit Jänner 2018 werden zusätzlich die LKH-Standorte Judenburg, Knittelfeld und Stolzalpe als Verbund LKH Westliche Obersteiermark geführt. Das LKH Mürzzuschlag soll laut den Ausführungen mit dem bisherigen LKH Hochsteiermark geführt werden und der Standort Eisenerz endgültig aufgelassen werden.

In Graz bleibt das LKH-Uniklinikum "strukturell weitgehend unverändert", das Krankenhaus der Elisabethinen wird hingegen zu einem Haus für ältere Menschen, altersbedingte degenerative Erkrankungen, Neurologie und Alterspsychiatrie umgewandelt, während die Barmherzigen Brüder als chirurgisches Haus geführt werden sollen. Das LKH Graz Süd-West werde laut Plan als Verbund von zwei weiteren Standorten geführt, wobei das LKH Hörgas als Facharztzentrum für ältere Menschen und das LKH Enzenbach als Standort für stationäre Pulmologie gedacht sind. Im Bereich der Oststeiermark wird an neun Gesundheitszentren und flächendeckende ambulante Versorgung gedacht, für eine bereits länger diskutierte Kooperation mit dem burgenländischen LKH Oberwart habe es bisher jedoch noch keine Lösung gegeben.

Der Aufbau interdisziplinärer Facharztzentren soll den Steirern mehr fachärztliche Versorgung bieten. Als konkrete erste Projekte wurden Schladming, Rottenmann und Hörgas genannt, in Bad Aussee soll ein "Gesundheitszentrum mit fachärztlicher Erweiterung" entstehen.

Die Ausgangsbasis des künftigen Systems bilde die "abgestufte Notfallversorgung", die die schnellstmögliche adäquate Versorgung sicherstellen soll. Sie soll "flächendeckend noch optimiert" und – unter Einbindung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes – neu organisiert werden. Das Gesundheitstelefon soll für alle Steirer rund um die Uhr zur Abklärung der Dringlichkeit einer Behandlung und der Aktivierung der Notfallversorgung oder des ärztlichen Bereitschaftsdienstes erreichbar sein.

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Weiters soll die ambulante Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgebaut werden. Gedacht ist an zehn sozialpsychiatrische Ambulatorien. Die Hospiz- und Palliativversorgung soll optimiert werden. So sollen weitere zehn Palliativ- und zusätzlich 18 Hospizbetten aufgebaut sowie die mobile Versorgung in Graz ausgeweitet werden.

Als "eines der ambitioniertesten Projekte der steirischen Landespolitik", die das steirische Gesundheitssystem "zukunftsfit" machen sollte, bezeichnete der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) den Gesundheitsplan. Der RSG habe einerseits Versorgungssicherheit für die Steirerinnen und Steirer und andererseits die langfristige Sicherung des Gesundheitssystems als Ziel", betonte Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ). Die Ärztekammer werde darauf achten, dass zeitgleich mit der Veränderung von Aufgaben der Spitäler der Ausbau der haus- und fachärztlichen Versorgung erfolgt, betonte Herwig Lindner, Präsident der Steirischen Ärztekammer, in einem ersten Statement.

Am 21. Juni soll der RSG 2025 in der Sitzung der Landes-Zielsteuerungskommission beschlossen werden. Danach werde er in der Landesregierung sowie im Landtag diskutiert. (APA, 14.6.2017)