Es hat Donald Trump offensichtlich nichts gebracht, James Comey als FBI-Direkor zu diskreditieren und zu feuern – ziemlich offensichtlich in Revanche dafür, dass dieser bloß seinen Job tat: dem wohlbegründeten Verdacht nachzugehen, dass Russland Einfluss auf den Ausgang der US-Wahlen genommen haben könnte.

Doch das Druckmittel funktioniert nicht. Sonderermittler Robert Mueller, pikanterweise Comeys Vorgänger als FBI-Direktor, scheut nicht davor zurück, nun wegen möglicher Justizbehinderung auch direkt gegen den US-Präsidenten vorzugehen – ein Schritt, der der Untersuchung eine neue Qualität gibt. Bisher wurde "nur" gegen Personen im Umfeld Trumps ermittelt. Und diesen Umstand betonte der US-Präsident fast wie ein Mantra – als ob er sich nur so in Sicherheit wähnen und jederzeit einen anderen verantwortlich hätte machen können, sollte die US-Bundespolizei doch einmal etwas Inkriminierendes finden.

Nicht zum ersten Mal drängt sich die Erinnerung an Richard Nixon und Bill Clinton auf: Auch gegen sie wurde wohlbegründet ermittelt. Nixon kam einer sicheren Amtsenthebung zuvor und trat zurück, Clinton blieb mit Müh und Not im Amt. Wird Mueller seinem tadellosen Ruf als Staatsdiener gerecht, so bedeuten diese neuesten Entwicklungen in der Causa keine guten Aussichten für den aktuellen Präsidenten – auch ohne Amtsenthebungsverfahren droht Trump politisch massiven Schaden zu nehmen. (Gianluca Wallisch, 15.6.2017)