Wien – Der schwächere Preisanstieg bei Treibstoffen hat die Inflationsrate in Österreich im Mai von 2,1 auf 1,9 Prozent zurückgehen lassen. Sprit war im Jahresabstand lediglich fünf Prozent teurer, nach noch fast elf Prozent im April. Hauptpreistreiber waren im Mai die Bewirtungsdienstleistungen, gefolgt von Nahrungsmitteln und Mieten, wie die Statistik Austria am Freitag erklärte.

Grafik: apa

Bewirtungsdienstleistungen bzw. Restaurants und Hotels kamen im Mai um fast drei Prozent teurer als ein Jahr davor. Für "Wohnen, Wasser und Energie" musste eineinhalb Prozent mehr bezahlt werden, dabei erhöhten sich die Wohnungsmieten um beinahe vier Prozent. Bei Nahrungsmitteln betrug der Preisschub etwas mehr als zwei Prozent.

Bei dem für europäische Vergleichszwecke errechneten harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) machte der Anstieg im Jahresabstand im Mai 2,1 Prozent aus, nach noch 2,3 Prozent im April. Im Monatsabstand lag der HVPI im Mai um 0,1 Prozent tiefer, während der heimische VPI gegenüber dem Vormonat April um 0,1 Prozent zulegte.

Flugtickets günstiger

In der Ausgabengruppe "Verkehr" lagen die Preise im Mai in Österreich im Jahresabstand um 2,5 Prozent höher. Dabei verringerte sich die Teuerung bei Treibstoffen von 10,8 Prozent im April auf zuletzt 5,0 Prozent. Damit trugen die höheren Spritpreise im Mai nur noch 0,17 Prozentpunkte zum VPI-Anstieg bei, im April waren es noch 0,36 Prozentpunkte gewesen. Flugtickets ins Ausland kosteten im Mai im Jahresabstand 13,4 Prozent mehr, im April waren es noch 28,5 Prozent Plus.

"Restaurants und Hotels" verteuerten sich im Schnitt um 2,8 Prozent. Dazu trugen fast ausschließlich die um 2,9 Prozent teureren Bewirtungsdienstleistungen bei. Beherbergungsdienstleistungen kosteten um 1,0 Prozent mehr.

Teures Wohnen

Die Preise für "Wohnung, Wasser, Energie" stiegen binnen Jahresfrist um 1,5 Prozent, Wohnungsmieten um 3,8 Prozent. Die Wohnungs-Instandhaltung verteuerte sich um 2,1 Prozent. Haushaltsenergie kam 1,3 Prozent billiger; Grund waren die um 5,5 Prozent niedrigeren Strompreise sowie der mit +7,2 Prozent deutlich schwächere Preisauftrieb bei Heizöl (nach +21,2 Prozent im April).

"Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" und auch Nahrungsmittel allein waren im Mai um 2,1 Prozent teurer als ein Jahr davor. So kosteten Milch, Käse und Eier insgesamt 3,2 Prozent mehr, Fisch um 11,5 Prozent mehr. Für Brot und Getreideerzeugnisse musste 1,5 Prozent mehr hingeblättert werden, für Fleisch 1,1 Prozent mehr. Obst war mit +0,3 Prozent beinahe preisstabil, Gemüse verbilligte sich sogar um 1,0 Prozent. Alkoholfreie Getränke kamen 3,0 Prozent teurer, Kaffee kostete gleich um 6,3 Prozent mehr.

"Freizeit und Kultur" war um im Mai 1,6 Prozent teurer als ein Jahr davor, dabei verteuerten sich Freizeit- und Kulturdienstleistungen insgesamt um 2,6 Prozent und Pauschalreisen um 3,2 Prozent.

Die Teuerung beim täglichen und beim wöchentlichen Einkauf war im Mai merklich höher als jene des allgemeinen VPI. Das Preisniveau des sogenannten Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen und den Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf widerspiegelt, erhöhte sich im Jahresabstand um 3,3 Prozent (nach +2,5 Prozent im April). Der Miniwarenkorb, der einen typischen Wochen-Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, verteuerte sich im Jahresabstand um 3,0 Prozent (April +3,7 Prozent).

Teuerung in Eurozone auf Jahrestief

Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist im Mai auf ein Jahrestief gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 1,4 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. Im April lag die Teuerungsrate mit 1,9 Prozent noch in dem von der EZB gewünschten Rahmen, die mittelfristig Werte von knapp unter zwei Prozent anstrebt. Hauptgrund für den Rückgang: Energie verteuerte sich nicht mehr so stark wie in den Vormonaten. Auch bei Dienstleistungen ließ der Preisdruck nach, weil nach den Osterferien das Reisen wieder billiger wurde.

Mit der niedrigeren Inflation sinkt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), rasch aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik auszusteigen. Die Notenbank wagte jüngst lediglich einen Mini-Schritt in Richtung Kurswende: Sie strich die Option auf noch tiefere Zinsen aus ihren Standardformulierungen und bewertete die Konjunktur etwas optimistischer. EZB-Präsident Mario Draghi hatte die Risiken für das Wachstum erstmals seit Jahren als "weitgehend ausgeglichen" beschrieben. Höhere Zinsen dämpfen tendenziell den Preisanstieg, weil sie Kredite verteuern und das Sparen attraktiver machen. (APA, 16.6.2017)