Wenn Mama oder Papa nicht mehr alleine wohnen können, nutzen immer mehr eine 24-Stunden-Pflege. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

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Eltern sind lange in der Rolle der Versorger, Ratgeber und Helfer für ihre Kinder. Irgendwann kommt dann bei vielen der Tag, wo sich diese Rollen umkehren und Eltern auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen sind. Manchmal ist es ein schleichender Prozess. Mama oder Papa wird vergesslicher, kann nicht mehr alle Erledigungen im Alltag selbst bewältigen und fühlt sich in manchen Situationen überfordert. Aber es kann auch plötzlich kommen, dass Eltern nicht mehr in der Lage sind, allein zu leben, und Hilfe benötigen.

Von Essen auf Rädern bis zur 24-Stunden-Pflege

Abgesehen von der emotionalen Belastung, seine Eltern immer hilfloser zu sehen, kommt auf Angehörige Pflegebedürftiger auch eine organisatorische Herausforderung zu. Wie soll die Versorgung und Betreuung ablaufen? Was bedeutet das finanziell? In Österreich wurden 2015 rund 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zu Hause in unterschiedlichen Pflegesettings betreut, geht aus dem Pflegebericht des Sozialministeriums hervor.

97 Prozent der pflegegeldbeziehenden Personen wurden durch nahe Angehörige oder Bekannte unterstützt. Vor allem Frauen übernehmen die Pflege älterer Familienmitglieder. Das Angebot an professioneller Unterstützung wird aber immer mehr angenommen. Von Essen auf Rädern bis zur 24-Stunden-Pflege gibt es auf diesem Sektor viele Möglichkeiten – je nachdem, wie viel Betreuung vonnöten ist.

Bürokratie und Ausbildungsmängel

Um den pflegebedürftigen Menschen das Wohnen in den eigenen vier Wänden weiter zu ermöglichen, greifen immer mehr auf die 24-Stunden-Pflege zurück. 2015 waren das 21.900 Menschen. Tag und Nacht ist eine betreuende Person anwesend und hilft bei alltäglichen Dingen im Haushalt bis hin zu richtiger medizinischer Pflege mitsamt der Verabreichung von Medikamenten. Meist tauschen die Pflegerinnen im Zwei-Wochen-Rhythmus, sodass auf eine zu pflegende Person zwei Betreuerinnen kommen.

Die Vermittlung der in der Regel selbstständig tätigen 24-Stunden-Pflegerinnen wird über einige hundert inländische und ausländische Agenturen abgewickelt, über deren Arbeit durchaus Negatives zu hören ist. Unter anderem auch vonseiten der vorwiegend weiblichen Betreuerinnen, oft aus der Slowakei oder aus Rumänien. Beklagt wird aber auch die fehlende Qualitätskontrolle. Ob die seit rund eineinhalb Jahren für die Vermittlung von 24-Stunden-Betreuung in Österreich geltenden neuen Regeln Verbesserungen gebracht haben, muss sich erst zeigen.

Wie handhaben Sie die Betreuung Ihrer Eltern?

Wie erging es Ihnen bei der Suche nach einer 24-Stunden-Pflege? Welche Herausforderungen haben sich durch das Zusammenleben mit der Pflegeperson ergeben? Braucht es mehr staatliche Kontrolle und Qualifikationsstandards im Bereich der 24-Stunden-Pflege? Wie sind Sie mit Ihrer zuständigen Agentur zufrieden, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis Ihrer Ansicht nach korrekt? Und zuletzt: Wie stemmen Sie die Finanzierung? Geht sich alles locker aus, oder ist ein finanzieller Kraftakt vonnöten? (Judith Handlbauer, 29.6.2017)