Das Whitney Museum of American Art zeigt in seiner diesjährigen "Whitney Biennale" Werke von 63 amerikanischen Künstlern, aufstrebenden wie einflussreichen, quer durch alle Genres: Malerei, Performance, Aktivismus, Installation, Skulptur, Film und Video, Fotografie und Video-Games-Design. Die beiden Kuratoren Christopher Y. Lew und Mia Locks, schafften in den weiten Räumen in der 99 Gansevoort Street eine Leichtigkeit in der Präsentation. In der Ausstellung überzeugten mich zwei künstlerische Positionen. Doch dazu später. Zuerst ein paar Zeilen zur Namensgeberin.  

Das Whitney Museum gilt als größtes Vermächtnis der aus reichem Haus stammenden Bildhauerin und Kunstmäzenin Gertrude Vanderbilt Whitney (1875-1942). Sie studierte selbst Bildhauerei, in New York und in Paris bei Auguste Rodin, sammelte Kunst und organisierte Ausstellungen. Neben ihrem Engagement in verschiedenen Hilfsorganisationen in Europa während des Ersten Weltkrieges war es ihr Hauptanliegen, Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen, die keine Gelegenheiten hatten, ihre Werke zu zeigen. Dabei hatte sie zuerst gar nicht vor, ein Museum zu gründen. Whitney bot ihre 600 Werke umfassende Sammlung 1929 dem Metropolitan Museum in New York an, doch dieses lehnte ab. So war der Grundstein für das Whitney Museum gelegt. Am 17. November 1931 wurde das Whitney Museum of American Art in New York eröffnet.

Whitney Museum of American Art, New York
Foto: Reinhold Ponesch

Nach mehrmaligem Umzug in Manhattan übersiedelte das Whitney Museum 2015 von der Madison Avenue in das noble und aufstrebende Szenenviertel Meatpacking District an die West Side von Manhattan, zwischen Hudson River und High Line. Der achtstöckige Prunkbau wurde vom  italienischen Stararchitekten Renzo Piano gebaut. Das Whitney Museum besitzt heute eine der wichtigsten Sammlungen zeitgenössischer amerikanischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und umfasst derzeit mehr als 22.000 Werke von mehr als 3.000 Künstlern. Zurück zur Biennale.

Biennale-Highlights

Berührt hat mich etwa die Arbeit des Künstlerkollektivs KAYA. Das sind Kerstin Brätsch, geboren 1979 in Hamburg, Studium an der Universität der Künste Berlin und an der Columbia Universität in New York, sowie Debo Eilers, geboren 1974 in Texas, Studium an der Universität in Texas und der Columbia Universität in New York.   

KAYA
Foto: Reinhold Ponesch
KAYA
Foto: Reinhold Ponesch
KAYA
Foto: Reinhold Ponesch
KAYA
Foto: Reinhold Ponesch

Die Malerin Brätsch und die Bildhauerin Eilers bilden eine Symbiose. Sie verbinden Plastik, Münzen, Drähte, Holz und Eisenstangen zu Skulpturen. Geschmolzenes Plastik durchlöchern sie mit Ösen, so binden sie die Skulpturen an Haltegriffe, wie man sie aus Badezimmern kennt. Andere hängen mitten im Raum von der Decke. Obwohl die Künstlerinnen so viele unterschiedliche Materialien in einer Skulptur verarbeiten, wirkt die Komposition nicht überbordend, sondern stimmig.

Reinhold Ponesch

Samara Golden, geboren 1973 in Michigan, Studium an der Columbia Universität New York, School of the arts, New York, schuf Miniaturräume, die sich kopfüber und gegenüber an Orten spiegelten.

Ihre Installation irritierte mich anfangs sehr, ich wollte schon wieder weggehen. Doch ein zweiter Blick darauf erweckte die Neugier, das "Wissen wollen" wie diese Installation funktioniert. Und je länger ich hinein sah, desto mehr faszinierte mich dieses Werk. Es war verstörend und völlig unklar, wie diese Spiegelungen in sich funktionieren, ich konnte nur ihre Wirkung erspüren, das Spiegelrätsel aber nicht entschlüsseln. Eine faszinierende Arbeit.

Installation von Samara Golden
Foto: Reinhold Ponesch
Samara Golden
Foto: Reinhold Ponesch
Samara Golden
Foto: Reinhold Ponesch
Reinhold Ponesch
Whitney Museum of American Art
Dana Schutz. Ihr Gemälde "Open Casket" sorgte für Aufregung (siehe Link).
Foto: Reinhold Ponesch
Kaari Upson
Foto: Reinhold Ponesch
Ajay Kurian
Foto: Reinhold Ponesch.
Raúl de Nieves
Foto: Reinhold Ponesch

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