Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Helmut Kohl als großen Deutschen und großen Europäer gewürdigt. "Ich verneige mich vor seinem Andenken", sagte Merkel am Freitagabend in Rom zum Tode des Altkanzlers. Dieser starb im Alter von 87 Jahren. "Helmut Kohl ist ... zu einem Glücksfall für uns Deutsche geworden", sagte Merkel zu seiner Leistung während der Deutschen Einheit. Man werde noch einige Zeit brauchen, um die Dimension seiner politischen Arbeit in Gänze zu würdigen. Kohl habe die historische Chance zur Wiedervereinigung ergriffen – und dies im Einklang mit den Verbündeten. "Das war höchste Staatskunst im Dienste der Menschen und des Friedens", sagte Merkel. "Da war Helmut Kohl der richtige Mann zur richtigen Zeit."

"Helmut Kohl war ein großer Deutscher und ein großer Europäer", sagte sie. Der Pfälzer habe wie kein anderer verstanden, dass die europäische Einigung und die Deutsche Einheit untrennbar miteinander verbunden seien. "Und er hat sich um beide Ziele wie kaum ein Anderer verdient gemacht", fügte Merkel hinzu. Auch sie selbst habe ihm als Ostdeutsche zu verdanken, dass sie heute statt in einer Diktatur in Freiheit leben könne. Ihr Schicksal sei somit mit dem Wirken Kohls untrennbar verbunden, betonte Merkel. Die CDU-Chefin würdigte auch die Rolle Kohls als langjähriger CDU-Vorsitzender. Er habe die Partei modernisiert. "Sie wird es ihm nicht vergessen." Merkel sagte, sie habe Kohls Frau Maike am Freitagabend telefonisch ihr Beileid ausgesprochen.

Juncker tief betroffen

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich tief betroffen vom Tod des früheren deutschen Bundeskanzlers gezeigt. "Helmut Kohl war ein großer Europäer und ein sehr guter Freund", teilte Juncker am Freitagabend mit. "Ohne Helmut Kohl gäbe es den Euro nicht."

"Nur drei Menschen, Jean Monnet, Jacques Delors und Helmut Kohl haben für ihre Verdienste für die europäische Zusammenarbeit die Ehrenbürgerschaft Europas erhalten", teilte der frühere luxemburgische Ministerpräsident Juncker mit. Das mache den Verlust umso größer – politisch wie menschlich. "In Gedenken an Helmut Kohl habe ich deshalb die Europaflaggen vor den europäischen Institutionen auf halbmast setzen lassen", teilte der Kommissionspräsident mit.

Auch Deutschlands Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte Kohl. "Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist." Das sei Kohls großes Vermächtnis, erklärte Gabriel. "Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben."

Özdemir: "Er war ein großer Europäer"

Der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir würdigte Kohl für seine Verdienste um Deutschland und Europa. "Bei allem Streit, den wir mit Helmut Kohl und seiner Partei immer hatten – aber in einer Frage haben wir uns immer in großer Achtung verneigt vor Helmut Kohl und seinem Lebenswerk", sagte Özdemir am Freitag beim Bundesparteitag der Grünen in Berlin. "Er war ein großer Europäer. Ein großer Europäer ist von uns gegangen." Kohl habe eine Ära geprägt, sein Name werde "für immer in Verbindung stehen mit einem der großartigsten Projekte der deutschen Nachkriegsgeschichte, der deutschen Wiedervereinigung".

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) haben sich betroffen vom Ableben des deutschen Altbundeskanzlers gezeigt. Wortgleich bezeichneten die beiden ihn am Freitag in Aussendungen als "großen Europäer" und "Staatsmann". Kurz wies darauf hin, dass Kohl auch "maßgeblich den österreichischen EU-Beitritt unterstützt" habe.

Der Bundespräsident erinnerte daran, dass Kohl am Schlachtfeld von Verdun "Hand in Hand" mit dem französischen Präsidenten François Mitterrand der Kriegstoten gedachte "und dass er die Einführung des Euro in Deutschland durchsetzte". "Sein staatsmännisches Geschick zeigte Kohl, als er die Chance ergriff und die Wiedervereinigung Deutschlands erreichte."

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat den verstorbenen deutschen Altkanzler als "zentralen Mitgestalter der Europäischen Union, wie wir sie heute kennen", gewürdigt. "Helmut Kohl hat im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben. Europa trägt seine Handschrift", teilte Kern am Freitagabend in einer Aussendung mit.

Kohl sei ein "Freund" Österreichs gewesen und habe bei den EU-Beitrittsverhandlungen Österreichs geholfen und unterstützt, betonte Kern. "Ganz Europa trauert um einen großen Staatsmann."

Der russische Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow hat den deutschen Altbundeskanzler Helmut Kohl als herausragenden Politiker gewürdigt, der deutliche Spuren in der Weltgeschichte hinterlässt. "Die Deutschen haben Helmut Kohl den Spitznamen "Kanzler der deutschen Einheit" gegeben. Das ist richtig und gerecht", erklärte Gorbatschow am Freitagabend in Moskau.

Bush senior: "Einer der größten Staatenlenker"

Der frühere US-Präsident George Bush senior hat den verstorbenen deutschen Altkanzler als "einen der größten Staatenlenker Nachkriegs-Europas" gewürdigt. Bush bezeichnete Kohl in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung als einen "wahren Freund der Freiheit", der sein Leben der Aufgabe gewidmet habe, die demokratischen Institutionen in seinem Heimatland und anderswo zu stärken.

Nach dem Fall der Mauer hatten Kohl und Bush eng bei der Verhandlungen über den Zwei-plus-vier-Vertrag zusammengearbeitet, der den Weg zur deutschen Wiedervereinigung ebnete. Bush bezeichnete sein damaliges Zusammenwirken mit seinem "sehr guten Freund" als "eine der großen Freuden meines Lebens". Kohl sei in den damaligen Verhandlungen "wie ein Fels" gewesen, also "sowohl standfest als auch stark".

George H. W. Bush nannte den gestorbenen Altbundeskanzler zudem "wahren Freund der Freiheit". "Er ist der Mann, den ich als eine der größten politischen Führungsfiguren im Nachkriegseuropa ansehe", heißt es in einem Statement von Bush, das sein Büro am Freitag verbreitete. Bush war einer der US-Präsidenten, die während Kohls Amtszeit im Weißen Haus waren. Beide Politiker gelten als Väter der Deutschen Einheit.

"Wie viele, die Zeuge wurden der unaussprechlichen Verkommenheit und des Elends dieser Zeit, hasste Helmut (Kohl) den Krieg. Aber er verabscheute noch mehr den Totalitarismus." Kohl habe sein Leben der Stärkung von Institutionen der Demokratie gewidmet, in Deutschland und darüber hinaus.

"Bei all unseren Anstrengungen war Helmut ein Fels – stark und beständig", heißt es in dem Statement Bushs. "Möge Gott der Allmächtige Helmut Kohl segnen und die Freiheit, die er zu erhalten geholfen hat."

Trump: "Ein Freund und Verbündeter"

Deutlich später als viele andere amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs in aller Welt hat nun auch US-Präsident Donald Trump auf den Tod des deutschen Altkanzlers Kohl reagiert und kondoliert. "Kanzler Kohl war den Vereinigten Staaten ein Freund und Verbündeter, während er die Bundesrepublik Deutschland durch 16 entscheidende Jahre führte", ließ er erklären. "Im Namen des amerikanischen Volkes spreche ich dem deutschen Volk, der Familie und den Angehörigen des ehemaligen Kanzlers Helmut Kohl mein tiefstes Beileid aus", hieß es in einer Mitteilung vom Weißen Haus am Freitagabend (Ortszeit) weiter. Kohl sei nicht nur der Vater der deutschen Wiedervereinigung gewesen, sondern auch ein Verfechter für Europa und das transatlantische Verhältnis. Die Welt habe von seinem Weitblick und seinen Anstrengungen profitiert. "Sein Vermächtnis wird weiterleben. (APA, 17.6.2018)