Der Waldbrand war am Nachmittag ausgebrochen und hatte sich mit rasender Geschwindigkeit in vier Richtungen ausgebreitet.

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Den Angaben zufolge waren 700 Feuerwehrleute im Einsatz.

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Das Feuer wurde auch aus der Luft bekämpft.

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Rauch und umgestürzte Bäume auf der IC8 in der Nähe der Kleinstadt Pedrogao Grande.

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Lissabon – Beim schlimmsten Waldbrand in Portugal seit Jahrzehnten sind im Zentrum des Landes mindestens 62 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 18 Leichen wurden aus ausgebrannten Fahrzeugen geborgen. Das sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Jorge Gomes, am Sonntag in der Kommandozentrale des Zivilschutzes im Unglücksort Pedrógão Grande knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon. Mindestens 60 weitere Menschen wurden verletzt.

Inzwischen sind nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Lusa rund 2000 Rettungskräfte mit 620 Fahrzeugen im Einsatz, um das Feuer in den Griff zu bekommen. Das Feuer war am Samstagnachmittag gegen 14 Uhr ausgebrochen und bis zuletzt nur zum Teil unter Kontrolle.

Blitzschlag als Auslöser

Der Polizei zufolge wurde der Waldbrand durch Blitzschlag ausgelöst. Am Samstagnachmittag habe sich über dem betroffenen Gebiet um den Kreis Pedrógão Grande ein Gewitter entladen, ohne dass es dabei regnete, sagte der Direktor der Kriminalpolizei, Jose Almeida Rodrigues, am Sonntag der Nachrichtenagentur Lusa.

"Alles deutet ganz klar auf natürliche Ursachen hin. Wir haben in Zusammenarbeit mit der Nationalgarde sogar den Baum gefunden, der von einem Blitz getroffen wurde", betonte Rodrigues. In der Nacht auf Sonntag hatte sich der Bürgermeister von Pedrógão Grande, Valdemar Alves, noch davon überzeugt gezeigt, dass das Feuer gelegt wurde. Rund um den Ort, der knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon liegt, ist es derzeit sehr heiß mit Temperaturen von über 30 Grad.

"Beispiellose Situation"

Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa war in der Nacht zur Unglücksstelle geflogen und sprach dort von einer "beispiellosen Situation". Der sozialistische Ministerpräsident Antonio Costa, der die Entwicklung die gesamte Nacht von der Zentrale des Zivilschutzes in Carnaxide bei Lissabon aus verfolgte, sagte, er sei vom "Ausmaß der Tragödie schockiert". Die portugiesische Regierung ordnete eine mehrtägige Staatstrauer an, die bis Dienstag andauern soll.

Es gebe einige Dörfer, die "von den Flammen völlig eingekesselt" seien, hatte Alves in der Nacht der Zeitung "Publico" gesagt.

Nach Angaben des Innenministeriums waren etliche der später tot geborgenen Menschen mit ihren Fahrzeugen unterwegs, als die Flammen sie plötzlich einschlossen. Drei Opfer seien nach ersten Erkenntnissen in der Nähe eines Friedhofes an Rauchvergiftungen gestorben.

EU sagt Hilfe zu

Die Europäische Union hat bereits Hilfe zugesagt. "Es wird alles getan werden, um den Behörden und den Menschen in Portugal in dieser Zeit der Not zu helfen", erklärte der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides am Sonntag.

Auf Bitte Portugals würden über die Nothilfekoordinierung der EU Löschflugzeuge organisiert. Frankreich habe sofort drei Maschinen zugesagt, die nun rasch entsandt würden. Zusätzlich helfe Spanien ebenfalls mit Flugzeugen. Stylianides drückte seine Trauer um die Opfer und sein Mitgefühl für die Betroffenen aus.

Papst Franziskus hat beim Angelus-Gebet am Sonntag dem portugiesischen Volk seine Anteilnahme ausgesprochen. Der "verheerende Waldbrand" habe Tote, Verletzte und Zerstörung verursacht, sagte der Papst. Er rief die auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen auf, für die Todesopfer, die Verletzten und ihre Familien zu beten.

Hitzewelle und Wassermangel

Portugal und Spanien werden derzeit von einer Hitzewelle mit Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius heimgesucht. Außerdem fehlt es auf Iberischen Halbinsel an Wasser. Manche Stauseen, wie die am Oberlauf des längsten iberischen Flusses, des Tajos, sind überhaupt leer. Schuld ist der Winter: Von Oktober bis April blieben die Niederschläge aus. Besonders an der eigentlich feuchten Atlantikküste, im Landesinneren Portugals und in der an das Land anschließenden spanischen Region Galicien macht sich die Trockenheit bemerkbar. Waldbrände sind kein exklusives Problem des mediterranen Südens mehr. Bereits im Winter hatte es in Galicien und Asturien großflächig gebrannt.

Neben den Brandkatastrophen von Pedrógão Grande hat die Trockenheit auch wirtschaftliche Folgen. Während zu Frühjahrsbeginn in ganz Europa der Strompreis dank üppig gefüllter Stauseen mit angeschlossenen Wasserkraftwerken sank, stieg er in Portugal und Spanien. Die Bauern warnen vor schlechterer Qualität bei Obst und Gemüse. Und bei der Viehzucht wird ein bis eineinhalb Monate früher zugefüttert werden müssen, als in normalen Jahren. Die Kosten für Futtermittel steigen dadurch um 20 Prozent. Das wird spätestens Ende des Sommers beim Endverbraucher ankommen.

Trockenperioden häufiger

Hinzu kommt dieser Tage die erste große Hitzewelle des Jahres. Am Wochenende wurden fast überall auf der Iberischen Halbinsel Rekordwerte für diese Jahreszeit gemessen. Madrid vermeldet knapp 40 Grad, Pedrógão Grande in Portugal 36.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Trockeperioden immer häufiger werden. Und "seit den 1950er Jahren haben die Hitzewellen zugenommen und die nächtlichen Temperaturen sind allgemein angestiegen", heisst es in einem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). (APA, dpa, rw, 18.6.2017)