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Das Gehirn akzeptiert virtuelle Realität laut Izdebski als "echte Welt". Dies soll der Technologie um die schwarze Brille in manchen Branchen sowie in der Unterhaltungselektronik enorme Marktchancen eröffnen.

Foto: ap/Charles Krupa

Wien – Wenn der Computer zäh läuft oder gänzlich abstürzt, hilft zumeist ein Neustart. Gemäß diesem Motto hat auch Damian Izdebski, Gründer und Chef des 2014 pleitegegangenen Computerhändlers Ditech, gewissermaßen selbst einen Reboot gewagt und ist noch im Herbst desselben Jahres mit der Firma Techbold an den Start gegangen. Dank Business-Angels, also privaten Geldgebern, und einer Crowdfunding-Kampagne finanziell gestärkt, blickt Izdebski nun zuversichtlich in jene Zukunft, die seiner Ansicht nach dem Thema Virtual Reality (VR) gehört.

"In Österreich sind wir Pioniere", sagt der Techbold-Chef. "Ich bin überzeugt, dass die Leute bereit sind, für Virtual Reality Geld auszugeben." Mögliche Anwendungen für diese Darstellung und Wahrnehmung einer virtuellen Umgebung sieht er etwa bei Immobilienmaklern, mit denen er schon in Gesprächen sei, für Wohnungsbesichtigungen via Virtual-Reality-Brille. Weitere Anwendungsmöglichkeiten wähnt Izdebski etwa im Schulunterricht oder für Übertragungen von Konzerten oder Sportevents – nach dem Motto "Mittendrin statt nur dabei". Denn: "Man sieht eine reale Welt, und das Hirn akzeptiert es auch als reale Welt", betont er den Unterschied zu herkömmlicher Computeranimation.

Leistungsstarke Geräte

Allein, bei Virtual Reality handelt es sich noch um ein Luxusprodukt: Für eine Brille fallen laut Izdebski rund 800 Euro an, dazu kommt ein leistungsstarker PC ab 3000 Euro aufwärts. Daher erwartet er, dass sich diese Technologie von geschäftlichen Anwendungen ausgehend sukzessive in den Heimbereich ausdehnen wird. "Der Markt steckt noch in den Kinderschuhen, wird sich künftig aber jedes Jahr vervielfachen", prognostiziert der Techbold-Chef. "In ein paar Jahren werden wir alle so eine Brille zu Hause haben."

Izdebski 2015 bei seiner Buchpräsentation mit Außenminister Sebastian Kurz, dessen beste Fehler noch einer Veröffentlichung harren.
Foto: HO/APA

Der Bereich virtuelle Realität ist im Hause Techbold im Geschäftsfeld "Bold" angesiedelt, wo unter gleichnamiger Marke grundsätzlich nur leistungsstarke High-End-PCs verkauft und serviciert werden. Als Zielgruppe dieser Geräte sieht Izdebski die als "Gamer" bezeichneten Computerspielefans sowie in zunehmendem Maß auch gewerbliche Kunden aus Bereichen wie Grafik oder Videoschnitt, wo man mit "600-Euro-PCs nicht viel anfangen" könne. "Ich glaube, dass der Markt Potenzial hat. Es ist der einzige PC-Bereich, der wächst", erklärt Izdebski unter Verweis darauf, dass gemessen am globalen Marktvolumen Computerspiele die glamourösere Filmindustrie bereits überholt hätten.

Zweites Standbein

Nicht ganz so hochtourig laufen die Rechner im Bereich "Network Solutions", dem zweiten Standbein von Izdebskis neuer Firma, den er als "Systemhaus" einstuft. Als Zielgruppe für das Angebot an Softwarelösungen, IT-Security und Dienstleistungen sieht er kleine und mittelgroße Unternehmen mit zehn Mitarbeitern aufwärts, für die es sich nicht auszahle, einen eigenen Experten zu beschäftigen. Die Herausforderung bestehe darin, die Abläufe so skalierbar und automatisiert zu gestalten, dass sie auch für diese Unternehmen erschwinglich seien. "Wir sind die verlängerte Hand der IT für Kunden", erklärt Izdebski, der seine Firma mehr als Dienstleister denn als Handelsunternehmen sieht.

Ganz lässt den Gründer beim zweiten Anlauf die Vergangenheit nicht los, schließlich wollen auch Firmenkunden mit Hardware versorgt werden, die Techbold natürlich auch im Angebot führt – wenngleich er nicht mehr wie früher mit Ditech auf den Massenmarkt abzielt. Zudem habe von den derzeit 30 Mitarbeitern rund die Hälfte eine Ditech-Vergangenheit, von deren Erfahrung nun auch Techbold profitieren könne. Aber auch er als Unternehmer habe aus der Pleite seiner ersten Firma großen Nutzen gezogen, sagt Izdebski – und räumt ein: "Diese Lektion ist sehr, sehr intensiv gewesen." (Alexander Hahn, 19.6.2017)