Am Ende bleibt die Qualifikation.

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Wien – Allen Personalsorgen zum Trotze machte Österreichs Handballteam am Samstagabend mit dem 34:32-Heimsieg über Bosnien-Herzegowina die fünfte Endrunde in dieser Dekade perfekt. "Man hat gesehen, was man erreichen kann, wenn alle in die gleiche Richtung gehen", sagte Teamchef Patrekur Johannesson.

Der Ausfall der Hermann-Brüder Maximilian und Alexander, von Kiels Flügelflitzer Raul Santos, Defensivspezialist Romas Kirveliavicius und Youngster Ante Esegovic, einen Monat zuvor noch alle fit, stellte das Trainerteam um Johannesson und Erwin Gierlinger vor enorme Herausforderungen, speziell in der Defensive. Doch in einem dramatischen Endspiel in der mit 5000 Fans gut gefüllten Albert-Schultz-Halle in Wien fanden Mannschaft und Betreuer die richtigen Lösungen.

Zusammengerückt

"Wir hatten vor dem Spiel Personalprobleme, aber sind noch enger zusammengerückt", sagte der Isländer Johannesson, der nach der EM 2014 und der WM 2015 bereits seiner dritten Endrunde mit Österreich entgegenblickt. Goalie Thomas Bauer, gemeinsam mit Vitas Ziura und Flügel Robert Weber einer von nur drei Spielern, die bei der Heim-EM 2010 dabei waren, bestätigte: "Man gewinnt so eine Partie nicht mit den großen Namen, sondern mit Einsatzbereitschaft, Kreativität und Fitness. Wir haben Lösungen gefunden." Nachsatz: "Keine Ahnung, wie."

Bauer musste freilich zugeben, dass weder er noch Goran Aleksic im Tor das liefern konnten, "was man braucht". Dafür sorgte dann der dritte Goalie Kristian Pilipovic. Der 22-Jährige von Vizemeister Fivers, der zum kroatischen Erstligisten RK Nexe Nasice wechselt, stellte sich Ende der ersten Hälfte mit einigen Paraden ein und war im zweiten Durchgang ein sicherer Rückhalt. "Die jungen Wilden haben uns herausgerissen", sagte Bauer und dachte nicht nur an Pilipovic. Auch Santos-Ersatz Sebastian Frimmel (21 Jahre) stach mit vier Treffern heraus.

Famoser Ziura

Es war freilich ein Glücksfall, dass Oldie Vitas Ziura für die letzten beiden Qualispiele reaktiviert werden konnte. Der Regisseur, der im vergangenen Juni seine Teamkarriere beendet hatte, lieferte mit 38 Jahren eine famose Partie ab. "Wir waren ein super Kollektiv", sagte der gebürtige Litauer und stellte klar, dass mit ihm nicht mehr zu rechnen ist: "Ich werde bei der EM nicht dabei sein."

Der 20-jährige Kiel-Rückraum Nikola Bilyk, mit acht Toren bester Werfer gegen die Bosnier, strich die mentale Leistung hervor. "Wir wussten, dass wir im Kopf nicht verlieren dürfen."

Welches Ergebnis bei der EM in Kroatien (12. bis 28 Jänner 2018, Auslosung bereits am Freitag) auch herausschauen mag, Mannschaft und Verband werden ruhig weiterarbeiten können. Denn als Co-Veranstalter gemeinsam mit Schweden und Norwegen ist man für die EM 2020 automatisch qualifiziert. Russland verpasste übrigens erstmals in der Verbandsgeschichte eine Endrunde, muss Kroatien fernbleiben. (red, APA, 18.6.2017)