Im südschwedischen Helsingborg hat seit kurzem ein Museum der besonderen Art aufgesperrt. Statt berühmter Gemälde oder bahnbrechender Wunderwerke der Technik werden hier Geräte ausgestellt, auf welche die Geschichte eher mit Mitleid zurückblickt.

Das "Museum des Scheiterns" beherbergt dabei auch so manches Schaustück aus dem Computerzeitalter, wie NBC in einer kurzen Videoreportage zeigt.

NBC Left Field

Teleguide

Zu finden ist in den Hallen etwa der Teleguide. Das von IBM produzierte Gerät war inspiriert vom französischen Minitel und wurde von der schwedischen Telekom 1991 eingeführt. Die Kombination aus vernetztem Computer und Telefon ermöglichte etwa das Durchsuchen des Telefonbuches oder auch einfaches Shopping.

Die Nachfrage fiel allerdings gering aus, zudem hatte die Telekom den Preis schlecht kalkuliert und verlor mit jedem verkauften Exemplar Geld. 1993 wurde das Experiment wieder beendet.

Ein kurzlebiges Experiment: Microsoft Kin.
Foto: Microsoft

Microsoft Kin

Ein eigenes Abteil ist gefloppten Handys und Smartphones gewidmet. Dort steht auch das Microsoft Kin. In einem ersten Versuch,der Dominanz von Apples iPhone und Googles immer beliebter werdenden Android entgegenzutreten, brachten die Redmonder zwei eigenwillig aussehende, günstige Mobiltelefone mit Touchscreen und ausziehbarer Tastatur auf den Markt.

Nutzern versprach man, sie mit einem auf die eigenen Kontakte zentrierten Interface im ständigen Austausch mit ihren Freunden zu halten. Entsprechend gestaltet war das Interface des auf Windows CE basierenden Kin OS. Das Smartphone floppte und wurde damit zum Vorboten des ebenfalls erfolglosen Windows Phone-Abenteuers, das wenige Monate später begann.

Divx Disc

Ein besonders originelles Exemplar unbeliebter Technik ist die Divx Disc aus 1998. Im Grunde handelt es sich dabei um die analoge Version von Filmverleih, wie wir ihn heute im Internet kennen. Wer ein cineastisches Werk nicht kaufen, sondern nur borgen möchte, bezahlt weniger, hat auf den Stream aber nur für beschränkte Zeit Zugriff.

Die Divx Disc war eine Erfindung der US-Supermarktkette Circuit City, die sich dafür mit der Anwaltskanzlei Ziffren, Brittenham, Branca and Fisher zusammengetan hatte. Die Idee war es, eine Alternative zu klassischem Videoverleih aufzubauen, die dem Nutzer den Rückweg in die Filiale erspart. Die Umsetzung war jedoch alles andere als einfach.

Konsumenten benötigten eigene Divx/DVD-Hybridplayer, die an das Telefonnetz angeschlossen werden mussten, um mit den Servern des Verleihsystems zu kommunizieren. Die Discs selbst waren kostenlos zu haben, nach dem Einlegen konnte man die Leihgebühr vom eigenen Konto abbuchen lassen und die Scheibe dann innerhalb von zwei Tagen unbegrenzt abspielen. Danach wurde diese entweder serverseitig deaktiviert, oder man konnte mit einer weiteren Zahlung den Film erwerben.

Das Interesse an dem System war so gering, dass es im Juni 1999, nur etwa ein halbes Jahr nach seiner Einführung, wieder eingestampft wurde. Kunden konnten für gekaufte Player anschließend noch zwei Jahre lang 100 Dollar Rückerstattung erhalten.

Kurator: Firmen lernen oft nicht aus Fehlern

Zuständig für die Pflege und Erweiterung der Sammlung des Scheiterns ist Samuel West. Der Kurator erklärt gegenüber NBC, dass Scheitern ein wichtiger Prozess des Lernens ist. Viele Firmen würden jedoch stets zwanghaft nach dem nächsten großen Hit suchen, statt aus ihren vergangenen Fehlschlägen zu lernen.

Das Museum genießt seit seiner Eröffnung reges Medieninteresse. Neben NBC waren etwa auch schon CNN und die BBC vor Ort. Der Youtube-Kanal Mirum bietet sogar eine kleine 360-Grad-Führung durch die Ausstellung. (red, 19.06.2017)

Mirum