Salzburg – Alle Menschen haben dieselben Rechte. Und Kinder haben besondere Menschenrechte. Damit junge Menschen über ihre Rechte Bescheid wissen, wurde in Salzburg 2014 das Pilotprojekt der Menschenrechtsschulen gestartet. Nun wird das Konzept auch auf Kindergärten ausgeweitet.

Es gehe nicht darum, dass die Schüler die Menschrechtskonvention auswendig lernen. Vielmehr sollen Kinderrechte, Freiheitsrechte und die sozialen Grundrechte im Schulalltag erlebt werden, sagt Ursula Liebing von der Plattform für Menschenrechte. Ziel ist es, ein gemeinsames Umfeld zu schaffen, in dem die Menschenrechte selbstverständlich werden. Dazu werden Schüler, Lehrer und Eltern einbezogen.

Die ersten Pilotschulen in Salzburg sind die Volksschule und die Neue Mittelschule (NMS) Liefering in der Stadt. Seit Mai 2016 wird das Projekt auch mit der NMS Schwarzach im Pongau durchgeführt. Nun soll im Stadtteil Itzling die Volksschule sowie der Kindergarten folgen. "Viele Kinder kennen die Menschenrechte nicht, und zwei Drittel der Eltern auch nicht", sagt Kindergartenleiterin Silvia Ster. Es gebe noch immer Kinder, die regelmäßig mit Gewalt zu tun haben. "Wir müssen das Rückgrat der Kinder stärken", betont Ster.

Peer-Mediation und Schülerparlament

Die Vermittlung sei individuell sehr verschieden, erklärt NMS-Direktorin Angelika Koppenwallner. Einigen Kindern, die zu Hause geschlagen werden, müsse man sagen: "Du hast das Recht auf Unversehrtheit." Andere müsse man in die Pflicht nehmen, dass sie die Rechte der anderen wahren müssen. An der NMS Liefering ist auch ein Schülerparlament eingerichtet worden, in dem je zwei Schüler aus einer Klasse sitzen, geführt vom Schulsprecher. Dieses Gremium kann Anliegen der Schüler auch in der Lehrerkonferenz einbringen. Zudem gibt es eine Peer-Mediation: Dabei werden Schüler ausgebildet, um Konflikte untereinender zu lösen.

"Oft wird gefragt, wie kleine Kinder das verstehen sollen", sagt die Direktorin der Volksschule Liefering, Monika Dachs. "Doch es ist für alle Kinder ein Thema, wie wir miteinander umgehen."

Menschenrechtskompass und Workshops

In Workshops und Fortbildungsreihen werden die Menschenrechte interaktiv vermittelt. Die Themen Armut, Flucht und Migration, der achtsame Umgang mit Sprache sowie sexuelle Orientierung stehen dabei etwa auf der Tagesordnung. Ziel der Plattform für Menschenrechte ist, das Projekt auf weitere Schulen und Kindergärten auszuweiten. "Wir begleiten eine Schule ein bis zwei Jahre, und dann wandern wir zur nächsten", sagt Josef Mautner von der Plattform für Menschenrechte.

Für Lehrer außerhalb dieser Pilotschulen steht der Menschenrechtskompass als Werkzeug zur Vermittlung zur Verfügung. Der Kompass zur schulischen und außerschulischen Menschenrechtsbildung wurde von der Plattform für Menschenrechte mit Unterstützung des Runden Tisches Menschenrechte der Stadt Salzburg erstellt. (Stefanie Ruep, 19.6.2017)