Abgeschieden vom Rest der Welt – oft suchen wir nach alten Routen und Wegen, die einem das vermitteln. Kleine Abenteuer können wir jederzeit erleben, dabei müssen wir nur mal über den Tellerrand schauen – oder eben über den Rand des Gipfels. Ein kleines Abenteuer für uns, ist die lange und sehr einsame Überschreitung der Hagengebirgs-Ostflanke im Pongau des Salzburger Landes, bei der wir den Tristkopf mit 2210 Metern und den Rifflkopf mit 2254 Metern überschreiten. Zwischendrin sucht man vergebens nach gut markierten Steigen.

Auf dem Weg 450 geht es steil durch den Wald nach oben.
Foto: Christian Wurzer

Steil und einsam zieht sich der Weg auf den Tristkopf

Wir nehmen den Aufstieg Nummer 450, der uns geradewegs nach oben bringt. Den Tristkopf kann man nicht verfehlen, es ist ein gut markierter Steig, der uns mit seinen unzähligen, sehr steilen Serpentinen ins Schwitzen bringt. Wir erleben die verschiedenen Vegetationszonen und kommen vom Laub- in den Nadelwald und erreichen dann erst einmal Almgelände. Bei der verfallenen Brunnalm findet man mit etwas Glück immer ein bisschen frisches Wasser – das letzte für eine lange Zeit bei dieser Überschreitung.

Es wird felsig im Tristkar, durch das wir weiter nach oben zum Hochtor steigen. Von hier sind es nur noch wenige Minuten bis man den Gipfel des Tristkopfs auf 2210 Metern erreicht. Satte 1700 Höhenmeter haben wir bereits in den Beinen. 

Nach Laub- und Nadelwald folgen Almgelände und Schrofen – kurz unterhalb des Hochtors.
Foto: Christian Wurzer
Am Hochtor wird der Weiterweg auf den Tristkopf ersichtlich.
Foto: Christian Wurzer
Am Gipfel des Tristkopf wirken die Weiten des Hagengebirgs auf mich.
Foto: Christian Wurzer
Diesem Gratverlauf in die Quellwolken hinein werden wir folgen.
Foto: Christian Wurzer

Ohne markierten Weg auf den Rifflkopf

Wir steigen vom Gipfel des Tristkopf ab und zweigen dann über dessen Grat rechts ab. Ein bisschen alpines Gespür sollte man hier in jedem Fall für die Überschreitung haben. Mit leichten Kletterstellen im I.-Grat verlieren wir etwas an Höhe und erreichen die wunderschöne Tristkarscharte. Nach dem felsigen Teil kämpfen wir uns nun immer am Grat entlang durch die Latschen – das ist nicht immer ganz einfach, aber mit Höhengewinn steigen wir über sanfte Grashänge, dann wieder über Schrofen-Gelände. Ein paar Gämse laufen uns über den Weg, ansonsten herrscht völlige Ruhe.

Eine letzte Wand im I.-Grat überwinden wir und stehen dann am kreuzlosen Gipfel des Rifflkopfs. Das Gipfelbuch bestätigt uns: Der Berg verbringt die meiste Zeit alleine und weilt in der Abgeschiedenheit.   

Hier uns da leichte Kletterstellen, dann kommen die Latschen am Grat.
Foto: Sabrina Schulze
Die letzten Meter zum Rifflkopf täuschen, kurz vorher gibt es noch eine kleine Wand zu klettern.
Foto: Christian Wurzer
Am Gipfel des Rifflkopfs, im Hintergrund das Tennengebirge.
Foto: Sabrina Schulze

Unendliche Weiten des Hagengebirges

Während wir den Abstiegsweg suchen, fällt uns diese enorme Weite des Hagengebirgs auf. Unglaubliche Weiten und keine Menschenseele, nur Kreuzottern und Gämse. Ab dem Hochwiessattel ist der Abstiegsweg wieder markiert. Wir kommen vom felsigen Kar auf die verfallene Karalm, die kein Wasser mehr führt. Im Nadelwald lernen wir, was ein steiler Abstieg ist und was es heißt, wenn Wege so gut wie nicht mehr begangen werden. Konzentriert achten wir auf Markierungen und passen auf, dass wir nicht stolpern und stürzen.

Flacher wird es erst, als wir den Laubwald und schlussendlich die Straße erreichen, die uns durch das Blühnbachtal zurück nach Tenneck bringt. Dieses kleine Abenteuer ist tagesfüllend, denn am Ende dieser Tour haben wir 2200 Höhenmeter und 20 Kilometer in den Beinen. Aber es sind genau diese kleinen Abenteuer, die den Alltag bereichern. 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf wusaonthemountain.at (Sabrina Schulze, Christian Wurzer, 23.6.2017)

Die unendlichen Weiten des Hagengebirges.
Foto: Christian Wurzer
Im Abstieg in Richtung Blühnbachtal, vorbei an den steilen Abbrüchen des Rifflkopfs.
Foto:Christian Wurzer
Gleich bei der verfallenen Karalm – leider ohne Wasser.
Foto: Sabrina Schulze

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