Magdalena Lobnig hat den Schmerz überwunden.

Foto: OERV/Daniel Winkler

Poznan/Wien – Kleines Land, starke Frauen. "Eine Medaille muss her." So redet Magdalena Lobnig (26) jetzt, wenn sie über den Höhepunkt der Rudersaison redet, die Weltmeisterschaft Ende September in Sarasota in Florida. Vor kurzem hat die Kärntnerin noch ganz anders geredet. "Meine Erwartungen sind gleich null", sagte sie auf dem Weg zum Weltcup in Poznan (Polen).

Dazwischen liegt ein sensationeller Sieg, ein Sieg in Rekordzeit. Noch keine Solistin hat im Weltcuprahmen die 2000 Meter flotter zurückgelegt. Lobnig hängte in 7:13,26 Minuten indirekt die Deutsche Katrin Rutschkow ab, die 2003 exakt 7:14,12 Minuten markiert hatte. "Das ist nicht irgendwas." Im direkten Vergleich verwies sie die Britin Victoria Thornley um 1,48 und die Chinesin Jingli Duan um 2,22 Sekunden auf die Plätze. "Die sind nicht irgendwer."

Jingli Duan war zweimal WM-Dritte und holte im Vorjahr auch Olympiabronze, Thornley war Olympiazweite im Doppelzweier und stieg dann in den Einer um, in dem sie sich auf Anhieb etablierte – Ende Mai holte die Waliserin in Racice u Stetí in Tschechien den EM-Titel.

Lobnig, die Europameisterin von 2016, hatte für die Titelkämpfe abgesagt. "Ich hab' mich beim Krafttraining voll verrissen." Eine Rippenverletzung beleidigte das Kreuz, Verspannungen und eine Blockade im Lendenwirbelbereich waren die Folge. "Mein Rücken war eine einzige Baustelle", sagt Lobnig, die kaum an ein ordentliches Training denken konnte. "Die letzten Wochen waren physisch und psychisch hart."

17 Jahre sind vergangen

Ihr Trainer Kurt Traer ließ sie Rad fahren, bis ihr "fast schwarz vor Augen wurde". Beim Rudern kam so oder so der Schmerz, vor allem bei den harten Schlägen am Start und im Endspurt. Ein guter Vorlauf ließ die Erwartungen freilich leicht steigen. Rang zwei im Semifinale war nur ein kleiner Rückschlag. Und im Finale kam Lobnig nach verhaltenem Start "bald richtig gut ins Rudern. Das war Balsam für die Seele".

Am Ende hatte die 1,80 Meter große und 69 Kilogramm schwere Heeressportlerin aus St. Veit an der Glan den ersten heimischen Weltcupsieg seit 17 Jahren verbucht. Am 25. Juni 2000 lagen zwei Vierer, ein leichter und ein schwerer, beim Weltcup in Wien voran. Im schweren Boot saß u. a. Horst Nussbaumer, mittlerweile seit vier Jahren Präsident des Ruderverbands (ÖRV). Nussbaumer ist "superfroh über Magdalenas Erfolg". Die Kärntnerin ist das Aushängeschild des Verbands. Im Vorjahr, da der ÖRV erstmals seit 2004 wieder olympisch vertreten war, schaffte sie in Rio de Janeiro den sechsten Platz.

Rest

Neben Lobnig, die beim Weltcupfinale in Luzern (ab 7. Juli) nach dem Gesamtsieg greift, könnte sich Anja Manoutschehri – im nicht-olympischen leichten Einer – für die WM qualifizieren. Paul und Bernhard Sieber, in Rio im Semifinale ausgeschieden, wollen sich ebenfalls in Luzern für die WM empfehlen. Nussbaumer geht davon aus, dass auch ein schweres Boot die WM-Norm erfüllt, womöglich ein weiterer Zweier. Kleines Land, kleine Boote. (Fritz Neumann, 20.6.2017)