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Susanne Pumper, hier auf Rang drei und beste Österreicherin beim Vienna City Marathon 2007, ragte als Langstreckenläuferin heraus. Jetzt ist sie, trotz Sperre, wieder einmal flott gelaufen.

Foto: APA/EPA/Pfarrhofer

Wien – Um viel wird es beim Muckenkogel-Berglauf in Lilienfeld nicht gegangen sein. "Wahrscheinlich um einen Pokal und ein Paar Würstel", vermutet Hannes Gruber, der Sportkoordinator des österreichischen Leichtathletikverbands (ÖLV). Einen Pokal, wenn es ihn denn gab, hat Susanne Pumper dem Vernehmen nach jedenfalls nicht davongetragen. Laut einer Ergebnisliste hat sie zu Fronleichnam die 8,3 Kilometer lange Strecke in 54:55 Minuten zurückgelegt. Mit dieser Zeit hätte sie Silvia Ehm (55:33) von den Naturfreunden St. Veit an der Gölsen auf Rang zwei verwiesen. Pumper, die den LCC Wien vertritt, soll allerdings ohne Startnummer und nur zu Trainingszwecken gelaufen sein.

Gruber und der Wiener Trainer Wilhelm Lilge, der auf seiner Facebook-Seite auf Pumpers "Erfolg" aufmerksam machte, würden so oder so eher Ehm als Siegerin bezeichnen. Schließlich wurde Pumper (46) als Doping-Wiederholungstäterin im April 2013 für acht Jahre gesperrt. Diese Sperre gilt rückwirkend ab 6. März 2012, läuft also 2020 ab. Walter Zugriegel, Veranstalter des Muckenkogel-Berglaufs, sagte am Dienstagabend dem STANDARD: "Es gab keine Anmeldung von Pumper, sie hatte keine Startnummer, in meiner Ergebnisliste scheint der Name Pumper nicht auf."

Selbst bei offizieller Teilnahme und auch im Erfolgsfall würden Pumper daraus keine Konsequenzen erwachsen, weil das Rennen nicht zum offiziellen ÖLV-Kalender zählt. Veranstalter Zugriegel, der in Wien ein Sportartikelgeschäft ("Runnersworld") führte und sich auch als Veranstalter von Laufreisen einen Namen machte, führt eine Reihe von Rennen quasi privat durch. "Das sind wilde Rennen", sagt Gruber, "die bei uns nirgends aufscheinen."

"Klare Provokation"

Zugriegel, der selbst mehr als 170 Marathons bestritt (Bestzeit 3:03 Stunden), ist laut Gruber zwar kein Big Player, aber doch ein "Insider der Laufszene". Es sei davon auszugehen, dass Zugriegel von Pumpers Dopingsperre wisse. "Er hätte ihre Teilnahme, wie auch immer diese ausgesehen hat, verhindern können", sagt der ÖLV-Sportkoordinator, für den es sich um "eine klare Provokation" handelt. Zugriegel selbst, wie gesagt, will von einer "Teilnahme" Pumpers nichts wissen.

Dass in der offiziellen Ergebnisliste die beste Läuferin unter dem Kürzel "NR 1" aufscheint und für den LCC angetreten ist, erklärt sich der Laufveranstalter damit, dass ein Zeitnehmer im Ziel "übereifrig" gewesen oder auf Nummer sicher gegangen sei und deshalb auch Pumpers Zeit genommen habe. Mehrere Läufer, die demnach vor und hinter Pumper das Ziel erreichten, bestätigen dem STANDARD, dass sie ohne Startnummer gelaufen sei. Einer vermutet: "Der Zugriegel kennt die Susanne schon lange, deshalb taucht sie unter einem Kürzel in seiner Ergebnisliste auf."

Die Wienerin Pumper war in den Jahren vor und nach dem Jahrtausendwechsel eine auf nationaler Ebene herausragende Langstreckenläuferin. Sie holte dreißig Meistertitel, war WM-Zwölfte 1999 über 5.000 Meter und 2005 Hallen-EM-Zweite über 3.000 Meter. Vor der Wiener Landtagswahl 2001 engagierte sie sich unter dem Motto "Laufen mit Helene" für die FPÖ-Spitzenkandidatin Helene Partik-Pablé.

Die Lilge-Initiative

Am 9. März 2008 wurde Pumper beim "Eisbärlauf" ihres Vereins LCC Wien positiv auf EPO (Erythropoetin) getestet und für zwei Jahre gesperrt. Die Kontrollen waren auf eine Initiative von Wilhelm Lilge zurückzuführen, der damals Sportkoordinator des LCC war. Dass ihn der Verein wenige Monate später entließ und just Pumper an führender Position in die LCC-Geschäfte eingebunden wurde, führte dazu, dass nicht wenige Mitglieder dem Verein den Rücken kehrten.

Der LCC tritt nach wie vor als Veranstalter etlicher Läufe auf, er ist allerdings nicht mehr ÖLV-Mitglied. So gesehen gelten dem Verband auch LCC-Events als "wilde Rennen", darunter nicht zuletzt der Wiener Silvesterlauf, der im Vorjahr zum 40. Mal stattfand und 4.500 Läuferinnen und Läufer versammelte.

Offiziell oder nicht?

Beim ÖLV betrachtet man Veranstaltungen wie den Silvesterlauf oder auch den Muckenkogel-Berglauf, auch wenn sie nicht im Verbandskalender aufscheinen, durchaus "als offizielle Sportveranstaltungen". Schließlich seien auch diese wilden Rennen, sagt Gruber, "auf behördliche Genehmigungen angewiesen". Seitens der Nada Austria (Nationale Anti-Doping-Agentur) sagt David Müller dem STANDARD: "Wir prüfen jetzt die Sachlage." Allerdings sei beim Muckenkogel-Event schon die Ausschreibung "nur rudimentär" gewesen. Müller: "Wenn es sich um ein privates Rennen gehandelt hat, sind uns so oder so die Hände gebunden. Da kann sich der Veranstalter aussuchen, wen er starten lässt – und wen nicht." Und sei es mit oder ohne Startnummer. (Fritz Neumann, 20.7.2017)