New York/Frankfurt – Fluglinien weltweit müssen wegen steigender Passagierzahlen zusätzlich eine viertel Million Piloten einstellen. Den Bedarf bis zum Jahr 2027 ermittelte die kanadische Flugschule CAE in einer am Dienstag vorgestellten Erhebung. Problematisch sei, dass nicht genügend junge Leute nachkämen. Bei deutschen Fluggesellschaften ist die Lage nach Aussage der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit komplett anders.

"Es gibt hierzulande viele arbeitslose Piloten", sagte ein Sprecher. Allein beim Marktführer Lufthansa warteten nach dem jahrelangen Schrumpfkurs der Kranich-Linie noch 900 ausgebildete Flugzeugführer auf einen Job. Und die ungewisse Zukunft des kleineren Rivalen Air Berlin sorge unter den Arbeitnehmern für zusätzliche Verunsicherung.

Hohe Anforderungen

Erschwerend kommt hinzu, dass teilweise ausschließlich Piloten mit langer Berufserfahrung Aussichten auf eine Anstellung haben. In den USA verlangt die Flugaufsicht, dass Copiloten 1.500 Flugstunden absolviert haben müssen, bevor sie den Job antreten. Die lange Ausbildungszeit schreckt Experten zufolge viele Interessierte von einem Einstieg ins Pilotenleben ab. Die Luftfahrtbehörde der Vereinten Nationen empfiehlt für den gleichen Job lediglich 250 Stunden Flugerfahrung.

Auch in Deutschland liegt die Latte hoch. Große Fluglinien verlangten von Copiloten vor dem Start 1.000 bis 2.000 Flugstunden, sagte der Cockpit-Sprecher. "Das ist eine große Hürde." Viele Job-Sucher sammelten deshalb Erfahrungen bei Billigfluglinien oder gingen ins Ausland und bezahlten Airlines dort, um bei ihnen fliegen zu dürfen.

Gleichzeitig boomt die Luftfahrt. Der US-Riese Boeing erwartet in den nächsten zwanzig Jahren in der gesamten Branche 41.000 Flugzeugauslieferungen – vier Prozent mehr als bisher. Der Flugverkehr soll in der Zeit im Schnitt um 4,7 Prozent im Jahr wachsen. (APA/Reuters, 20.6.2017)