Ich werde einen Teil meines Geldes in Big Macs stecken. Das klingt vielleicht verrückt. Aber jedes Mal, wenn Sie zu McDonald's gehen, werde ich ein bisschen etwas verdienen. Wie das geht – und warum es eine der einfachsten und sichersten Formen ist, Geld für längere Zeit zu veranlagen –, beschreibe ich in diesem Beitrag.

Das ist der dritte Teil der Serie "Katsching", in der ich Ihnen Schritt für Schritt – unterstützt vom Rat unabhängiger Fachleute – erkläre, wie ich 10.000 Euro anlege. Sie sind zum ersten Mal hier? Fangen Sie am besten mit dem ersten Teil an, in dem ich mich und mein Vorhaben vorstelle.

Wer mit Ökonomen über Geldanlage redet, bekommt üblicherweise zwei Ratschläge: Legen Sie den Teil ihres Geldes, den Sie in ein paar Jahren wieder brauchen, in Anleihen an. Anleihen sind eine Art Kredit, den man weiterverkaufen kann. (Mehr dazu erkläre ich in Kürze.) Ratschlag zwei: Den Rest Ihres Geldes – abzüglich Ihres Sicherheitspolsters – geben Sie in Aktien.

Wenn Sie interessiert, warum ich mir trotzdem keine Anleihen kaufe, lesen Sie einfach weiter. Wenn Sie nur wissen wollen, wie ich mein Geld investiere, können Sie die nächsten fünf Absätze überspringen. Scrollen Sie zum Big Mac.

Was eine Anleihe ist

Fangen wir bei den Basics an. Was ist überhaupt eine Anleihe? Eine Anleihe ist quasi ein Kredit, den man einem Staat oder einem großen Unternehmen gibt. Firmen wie Apple brauchen keine Bank, wenn sie sich Geld borgen wollen. Vereinfacht gesagt schreibt Apple auf einen Zettel "Wir schulden dem Besitzer dieses Papiers 1.000 Euro. Er oder sie bekommt sie in fünf Jahren zurück und in dieser Zeit jedes Jahr zwei Prozent Zinsen."

So eine Anleihe kann dann gehandelt werden, man kann sie kaufen und wieder verkaufen. Je nachdem, wie sicher es ist, dass das Geld zurückkommt, schwankt sie im Wert (auch das allgemeine Zinsniveau hat darauf einen Einfluss: steigt es, sinken die Kurse. Danke für den Hinweis an die Userin Lisa Handler.) Wer so ein Papier einer einzelnen Firma kauft, geht ein hohes Risiko ein. Geht die Firma pleite, ist der Großteil des Geldes weg.

Besser sind Fonds, durch die man kleine Anteile an Anleihen von hunderten verschiedenen Unternehmen erwirbt. Geht eines pleite, spürt man das fast nicht. Man streut sein Geld. Warum das wichtig ist, habe ich in Teil zwei der Serie beschrieben.

Die EZB-Zentrale in Frankfurt.
Foto: apa / roessler

In normalen Zeiten raten Experten, dass man zumindest etwa fünf Jahre Geduld mit solchen Fonds braucht. Sie schwanken nicht extrem im Wert, es geht aber doch auf und ab. Wer fünf Jahre Zeit hat, kann eine Anleihe recht wahrscheinlich einmal zu einem günstigen Kurs verkaufen. Derzeit sind die meisten Anleihen aber ein wahnsinnig schlechtes Geschäft. Die Notenbanken haben alles aufgekauft und diesen Markt kaputt gemacht.

Die Kurse vieler Anleihen sind momentan extrem hoch. Man kriegt mit Anleihen derzeit vielleicht ein, zwei Prozent Zinsen im Jahr, hat mir Andreas Beck gesagt. Er ist der Chef des Instituts für Vermögensaufbau in Deutschland und arbeitet auch für die Deutsche Bank. Gleichzeitig sei das Risiko, dass die hohen Kurse einstürzen, groß. Dass es auf einmal um zehn Prozent nach unten geht, ist nicht unwahrscheinlich, sagt Beck. Für eine kurzfristige Anlage eignen sie sich derzeit nicht, ist auch das Urteil von Stiftung Warentest.

Der Big Mac als Wertanlage.
Foto: apa / richards

Bleiben noch Aktien. Eine Aktie ist, wieder etwas vereinfacht gesagt, ein Zettel, auf dem steht: "Der Besitzer dieses Papiers besitzt einen kleinen Teil von McDonald's." Am Anfang habe ich geschrieben, dass ich mein Geld in Big Macs stecke. Auch das war eine Vereinfachung. Ich möchte Anteile an McDonald's kaufen. In ein einziges Unternehmen zu investieren ist mir aber zu riskant.

Darum stecke ich mein Geld in ein Papier, an dem der Burgerbrater nur 0,3 Prozent ausmacht. Ich kaufe Anteile an einem Fonds, der die Aktien der größten 1.600 börsennotierten Firmen der Industrieländer und der 830 größten Firmen aus Schwellenländern wie Südafrika und Brasilien umfasst. Wenn McDonald's pleitegeht, verliere ich nur ganz wenig. Den größten Anteil hat Apple mit fast zwei Prozent, Facebook kommt zum Beispiel auf etwas unter ein Prozent.

Der Rest teilt sich auf ganz kleine Anteile von 2.400 Firmen auf. Wie sich einzelne davon entwickeln, kann mir egal sein. Genau deshalb kaufe ich die Anteile ja. Denn ich will mich nicht damit beschäftigen, ob sich die Aktien von BMW, Samsung oder der Voest künftig gut entwickeln. Dazu ist mir erstens meine Freizeit zu schade. Zweitens ist es außerdem ziemlich unwahrscheinlich, dass ich richtig liege.

Ich will in die globale Wirtschaft investieren.
Foto: apa / hirschberger

Den Fonds, dessen Anteile ich kaufen will, haben mir Raiffeisen und Bank Austria aber gar nicht angeboten. Die Papiere, die Banken verkaufen, sind teuer. Sie verlangen hohe Gebühren. Denn dahinter stehen gut bezahlte Fondsmanager, die immer auf der Suche nach Anlagen sind, die möglichst viel abwerfen. Das Papier, das ich kaufe, ist ein ETF (das steht für Exchange-traded Fund, ist aber nicht so wichtig). Dieser ETF orientiert sich an einem Aktienindex (in meinem Fall dem MSCI ACWI). Der Index gibt wieder, wie sich die Aktien der 2.400 Firmen entwickeln. Es gibt auch ETFs für große österreichische Firmen, für alle europäischen und so weiter.

Ich wette also nicht auf die Entwicklung von ein paar Unternehmen und verlasse mich auch nicht auf kluge Bankmanager, sondern auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Gleichzeitig spare ich mir die hohen Gebühren, unter dem Strich steigt man so besser aus, wie etwa Stiftung Warentest erhoben hat.

ETFs werden von Finanzdienstleistern angeboten. Man kann sie unter anderem bei Online-Banken kaufen. Wie das geht, werde ich später einmal erklären. Ich gebe dann auch noch ein paar Tipps, wo man sich über sie informieren kann und wo sie am billigsten bekommt.

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Aktienkurse können einbrechen: Geduld ist gefordert.
Foto: ap / hoshiko

Die Weltwirtschaft wächst derzeit jedes Jahr um drei bis vier Prozent. Diese Rendite kann ich auch für meine Anlage erwarten. Einziger Nachteil: Wenn die nächste Finanzkrise vor der Tür steht, kann ich von heute auf morgen die Hälfte meines Geldes verlieren. Dem Papier, das ich kaufen möchte, ist genau das 2008 passiert, als es im Finanzsystem krachte. Das liegt aber nicht am ETF, sondern ist bei Aktien immer die Gefahr.

Darum sagen Experten auch, dass man acht bis zehn Jahre Geduld mit Aktien braucht. Denn die globale Wirtschaft wächst auch nach einer Krise wieder weiter. Das Papier, das ich will, ist mittlerweile fast 25 Prozent mehr wert als vor der Finanzkrise, obwohl es so stark eingebrochen ist. Es hat aber fünf Jahre gedauert, bis die Verluste wettgemacht waren. Wenn sich die Welt von einer Krise nicht mehr erholt, dann ist das Geld aber weg. In diesem Fall wäre vermutlich eine Investition in Konservendosen und einen großen Keller besser gewesen. Das ist ein Risiko, mit dem ich leben kann.

Die blaue Linie zeichnet den MSCI ACWI nach. Der Index gibt den Erfolg meiner Anlage wieder.
Foto: MSCI

Sämtliche Ökonomen und Konsumentenschützer, mit denen ich telefoniert habe, waren sich einig: Ein ETF ist genau das, was für mich passt. Worüber sie sich nicht einig waren: Ist jetzt die Zeit, in Aktien zu investieren? Denn sie steigen seit vielen Jahren, die Kurse sind sehr hoch. Ist nicht die Gefahr groß, dass der nächste Einsturz vor der Tür steht? Sollte ich nicht besser auf die nächste Krise warten und die Aktien dann zu sehr niedrigen Kursen kaufen? Darüber habe ich mir in den vergangenen Monaten meinen Kopf am meisten zerbrochen.

Vor etwa drei Wochen habe ich dann ein Telefonat mit jemandem geführt, der mir einen kleinen Trick verraten hat. Als ich den Hörer aufgelegt habe, war meine Entscheidung getroffen. Darum geht es im nächsten Beitrag. Sie finden ihn hier.

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Was mich noch interessiert: Haben Sie schon Erfahrungen mit ETFs gemacht? Welche haben Sie gekauft? Oder verlassen Sie sich doch lieber auf die Bank? Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen im Forum teilen. (Andreas Sator, 22.6.2017)