Zum One Plus 5 herrscht unter den Rezensenten nicht immer Einigkeit.

Foto: OnePlus

Nach zahlreichen Gerüchten und Leaks hat OnePlus sein neuestes Spitzenhandy, das OnePlus 5, vor kurzem offiziell enthüllt. Das Handy bringt aktuelle Highend-Hardware mit. Als große Neuerung preist der Hersteller die Dualkamera seines Smartphones an.

Allerdings steigt nicht nur die Anzahl der Kamerasensoren, sondern auch der Preis. Je nach Speicherausstattung kostet das Handy 499 oder 559 Euro, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorgänger OnePlus 3T, den es um 439 beziehungsweise 479 Euro zu erstehen gab.

Mittlerweile haben erste Medien, die das Telefon bereits vorab zur Verfügung hatten, ihre Rezensionen veröffentlicht. Der Grundtenor ist gut – allerdings nicht überall.

Engadget lobt Kamera

Durchaus zufrieden zeigt man sich bei Engadget, wo man dem Handy 90 von 100 möglichen Punkten gibt. Kritikpunkte findet man hier beim lauten, aber klangtechnisch mäßig guten Mono-Lautsprecher an der Unterseite. Wer die bestmögliche Audioqualität haben wolle, solle jedenfalls "zu Kopfhörern greifen". Dafür würden die drei integrierten Mikrofone für eine spürbar bessere Aufnahmequalität sorgen.

Von der Kamera ist man überzeugt. Sie reagiert nach Ansicht des Autors sehr flott und erzeugt scharfe, detailreiche Bilder. Die Farbdarstellung sei gut, wenngleich dunkler und weniger kräftig, als etwa beim Samsung Galaxy S8. Auch der Porträtmodus funktioniere mit etwas Übung gut. Ordentlich umgesetzt sei auch der Zweifachzoom. Insgesamt profitiere das Setup von der hohen Auflösung (20 Megapixel) der Weitwinkel-Linse.

Unter abendlichen Lichtbedingungen seien jedoch Probleme mit Bildrauschen und verwaschenen Kanten zu bemerken. Die Frontkamera soll ordentliche Fotos produzieren und verfügt nun auch über einen "Bildschirmblitz", wie er etwa beim iPhone zu finden ist.

Guardian erfreut über Performance

Einen ähnlichen Tonfall schlägt die Rezension beim britischen "Guardian" an. Auch hier gibt es explizites Lob für die Dualkamera des OnePlus 5. Besonders herausgestrichen wird zusätzlich die Leistung des Handys. Zitat: "Beim Spielen oder anderen anspruchsvollen Aufgaben zeigt sich eine gleich gute oder bessere Erfahrung als bei der Konkurrenz. Es ist das schnellste und zuverlässigste Android-Smartphone, das ich je verwendet habe. Sogar schneller als Googles Pixel, was eine Errungenschaft ist."

Lob gibt es auch für das Oxygen-OS-Betriebssystem. Dieses sei keine radikale Abweichung zum Google-Original, bringe aber Verbesserungen und kleine, feine Änderungen wie den "Reading Mode" mit, der mittels Ambient-Sensor beim Lesen von E-Books die Farbdarstellung des Bildschirms an das Umgebungslicht anpassen kann.

"Schnell wie ein Pixel, aber günstiger"

Kritisiert werden die etwas aus dem Gehäuse herausstehende Kamera und das Gehäuse an sich, das sich trotz der geringen Dicke von 7,25 Millimeter nicht so handlich gibt wie die beinahe randlosen Konstruktionen bei Geräten wie dem LG G6 und dem Galaxy S8.

"Schnell wie ein Google Pixel, aber günstiger", titelt man die OnePlus-5-Rezension beim "Guardian". "Nicht perfekt", aber ein "unglaublicher Kompromiss zwischen Form, Funktionalität und Preis", resümiert man bei Engadget.

The Verge: Identitätsverlust dank iPhone-Plagiats

Längst nicht so positiv gestimmt zeigt man sich bei The Verge. Das neue Handy sei wie eine Scheidung von den Vorgängermodellen, lediglich den Schieberegler für die Benachrichtigungsmodi und die Schnellladetechnologie Dash Charge habe es mit diesen noch gemein. Ansonsten wirke das Handy wie "ein kleineres iPhone 7 mit Android". Überhaupt wirft man OnePlus vor, sich kräftig bei Apple bedient zu haben. Alleine äußerlich bite das OnePlus 5 mehr als nur "entfernte Ähnlichkeit". Immerhin sei es aber ordentlich verarbeitet.

OnePlus habe sich einst von anderen chinesischen Start-ups unterschieden, äffe aber das iPhone nun so stark, dass es "seine eigene Identität verloren" habe. Diese habe einst unter anderem darin bestanden, dass man die Konkurrenz trotz starker Hardware mit deutlich günstigerem Preis ausstach. Doch mittlerweile sei man bei den Kosten nur noch "einen Steinwurf" von der Galaxy-S-Reihe entfernt.

Vernichtendes Urteil zur Kamera

Dass erneut derselbe 1080-p-Amoled-Bildschirm verwendet wird, sorgt angesichts des Preisanstiegs ebenfalls für Kritik. Geradezu vernichtend fällt hier aber das Urteil zur Kamera aus. Bilder seien tendenziell verwaschen und etwas unscharf, sobald die Lichtbedingungen nicht mehr optimal seien. Zugeschrieben wird das vor allem der schlechten Ablichtungsqualität des 20-MP-Telefoto-Moduls und dem Wegfall der optischen Bildstabilisierung. Dazu sei der Porträtmodus jenem auf Apples iPhone 7 Plus oder Huaweis P10 klar unterlegen.

Zynisches Lob erhält die Auslösegeschwindigkeit der Kamera. "Ich bin vielleicht nicht zufrieden mit der Fotoqualität dieses Geräts, aber ich bin überwältigt davon, wie schnell es versagt", erklärt man dazu.

Positiv: Performance und Akku

Wirklich positiv bewertet man allerdings auch hier die Performance. App-Starts und Installationen seien schnell, wohl nicht zuletzt dank des UFS-2.1-Speichers. Überhaupt sei die Reaktionsschnelligkeit des Handys "beeindruckend". Bemängelt werden gelegentliche Abstürze von Kamera-Apps und Google Photos.

Die Schnellladefunktion erfülle ebenso ihr gegebenes Versprechen von einer halben Stunde Ladezeit für einen Tag Nutzung. In besagtem Zeitraum konnte man das Handy von neun auf 74 Prozent aufladen. Um den vollen Vorteil nutzen zu können, braucht es allerdings ein kompatibles Kabel und Ladegerät, die von OnePlus aber beigelegt werden.

Mit 7,9 von maximal zehn Punkten erhält das Handy hier eine überdurchschnittliche Bewertung. Wenn man nicht auf der Suche nach einer Spitzenkamera sei, gehöre es immer noch zu den "besseren Wahlmöglichkeiten" – sofern man mit der starken Ähnlichkeit zum iPhone 7 kein Problem hat.

Benchmarks: Betrugsvorwurf an OnePlus

Eine Kontroverse hat sich OnePlus derweil mit möglichem Benchmark-Betrug eingefangen. Laut XDA Developers erhöht das dort eingelangte Testgerät bei mehreren populären Tools zur synthetischen Leistungsmessung künstlich die Performance, um mehr Punkte zu erzielen. Dies sei "ein unentschuldbares Vorgehen, da es Konsumenten in die Irre führt und die Arbeit von Journalisten mit falschen Daten unterminiert", schreibt man dort. Ähnliches ist auch schon beim OnePlus 3T vorgefallen, damals habe man das aber noch einem Versehen im Rahmen der Zusammenlegung von Oxygen OS mit Hydrogen OS (der ehemaligen Firmware für die chinesische Ausgabe des Smartphones) zugeschrieben.

OnePlus dementiert in einer Stellungnahme die Manipulationsvorwürfe. Viel mehr erlaube man Benchmark-Apps "in einem Zustand zu laufen, welcher der täglichen Verwendung (…) von ressourcenhungrigen Apps und Spielen" entsprechen würde. Man würde das Handy nicht übertakten, sondern lediglich "sein Performance-Potenzial" aufzeigen.

Eine Aussage, die man bei XDA allerdings kritisiert. Was das OnePlus 5 bei Benchmarks mache, habe mit dem Verhalten in alltäglichen Nutzungsszenarien nichts zu tun. Vielmehr werde hier eine Rechenleistung erzwungen, die man in keinen Apps bekomme, die nicht spezifisch für diesen "Boost" vorselektiert seien. Man hoffe, dass OnePlus den entsprechenden Code aus seiner Firmware entferne, wie man es schon beim Vorgänger getan habe. (gpi, 21.6.2017)