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Soldaten patrouillieren weiterhin auf dem Brüsseler Zentralbahnhof.

Foto: AP Photo/Virginia Mayo

Brüssel – Brüssel ist offensichtlich nur knapp einem schweren Terroranschlag im Zentralbahnhof entgangen. Ein Mann habe in einer Gruppe von Reisenden einen mit Nägeln und Gasflaschen gefüllten Koffer zur Explosion bringen wollen, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der Anschlag wurde am Dienstagabend vereitelt, der 36-jährige Angreifer erschossen.

Es handle sich um einen Marokkaner aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Die Gemeinde ist als Hochburg von Islamisten bekannt. Am Mittwoch fanden dort mehrere Razzien statt, Einzelheiten dazu werden aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht bekanntgegeben. Auch der Hintergrund der Tat blieb offen.

"Allahu akbar"

Der Mann, der bei der Tat "Allahu akbar" (Gott ist groß) gerufen hatte, war am Dienstagabend im Zentralbahnhof in der Innenstadt von einem patrouillierenden Soldaten erschossen worden. Zuvor hatte er nach Angaben der Ermittler gegen 20.45 Uhr versucht, seinen Koffer in die Luft zu sprengen.

Laut Staatsanwaltschaft gab es eine kleine und anschließend eine etwas größere Explosion. Dabei wurde niemand verletzt, doch sagte Behördensprecher Eric Van der Sijpt: "Es war klar, dass er mehr Schaden anrichten wollte, als er es dann tatsächlich tat."

Die Ermittler werten die Tat als versuchten terroristischen Mord, auch wenn der Verdächtige vorher nicht wegen terroristischer Zusammenhänge bekannt gewesen sei, sagte der Sprecher. Der mann sei allein zum Tatort gekommen, er habe auch keinen Sprengstoffgürtel am Körper getragen. "Wir beschränken uns auf die Fakten, deren wir uns sicher sind."

Premier dankt Armee

Belgiens Ministerpräsident Charles Michel dankte vor allem den Soldaten, die den mutmaßlichen Attentäter niedergeschossen hatten. In einer potenziell gefährlichen Situation hätten sie schnell und professionell reagiert. Michel bekräftigte, dass die Sicherheitsbehörden die Terroralarmstufe zunächst nicht anheben werden. Es gilt weiter Stufe drei von vier. Das bedeute, dass es keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Terrorakt gebe. Er mahnte seine Landsleute, sich nicht einschüchtern zu lassen und ihre Freiheit im Alltag und ihren Lebensstil zu bewahren.

Trotzdem wurden die Sicherheitsdienste zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert, bestätigte Michel. Am Mittwochvormittag wurde vor dem Bahnhof von Namur im Süden des Landes ein verdächtiges Paket entdeckt und der Bahnverkehr deshalb zeitweise unterbrochen. Hintergründe und Details blieben zunächst offen.

Polizeieinsatz in Antwerpen

Auch am Bahnhof von Antwerpen gab es einen Polizeieinsatz, allerdings stand dieser nicht in Zusammenhang mit dem Vorfall in Brüssel. Das Bahnhofsviertel wurde "für eine Polizeikontrolle abgeriegelt", schrieb die Behörde auf Twitter kurz vor 11 Uhr. Gegen 12.20 Uhr wurde eine Straße in Bahnhofsnähe wieder freigegeben. (red, APA, 21.6.2017)