Wien – Zuerst die gute Nachricht: Dieser Film ist der letzte seiner Art. Die seit zehn Jahren sämtliche Multiplexleinwände dieser Welt okkupierende Bubenkinoreihe hat nämlich endlich ihr Ende gefunden. Mit Transformers: The Last Knight sollte die dümmste Spielzeugserie aller Zeiten wenigstens im Kino ihren unrühmlichen Schluss gefunden haben.

Wer so böse schaut, ist in Wahrheit ein Guter: Optimus Prime hat es in "Transformers: Last Knight" jedenfalls auch nicht leicht, denn ausgeschickt, um die Erde zu zerstören, ist er doch nur Spielball der bösen Quintessa. Das Leid ist aber auch unser.
Foto: Paramount Pictures

Die schlechte Nachricht: Prequels und Spin-offs sind, so Regisseur und Produzent Michael Bay, mit Produktionsvolumen in dreistelliger Millionenhöhe bereits in Planung und werden in den kommenden Jahren die Kino- und Supermarktkassen klingeln lassen. Wer dann als Sechsjähriger nicht das neueste Robotermodell mit wenigen Handgriffen in ein Kampfflugzeug verwandeln kann, hat im Kindergarten zu spät damit angefangen, zu wenige Geburtstage oder zu wenig Taschengeld. Nämlich: je teurer das Ding, desto schwieriger zum Zusammenbauen, aber viel besser zum Herzeigen im Hort.

Merlin, die Flasche

Schwieriger als die manuellen Herausforderungen für Vorschulkinder sind im Kino allerdings die intellektuellen für Erwachsene – so noch halbwegs bei Sinnen. Denn es ist nicht nur unfassbar, sondern vor allem nicht zu erfassen, was man da in zweieinhalb Stunden zu sehen bekommt, von denen sich jede Sekunde anfühlt wie im Purgatorium mit der Hoffnung des Gläubigen, endlich ins Licht entlassen zu werden.

"As tinnitus-inducingly pointless as ever", bezeichnete der Guardian diese Bestrafung und mutmaßte, sich im gefühlt fünfundvierzigsten Teil des Franchise zu befinden. Es könnte auch der zweihundertste sein. Das wirklich Interessante an Last Knight ist denn auch die Frage, wie weit ein Blockbuster eigentlich in seine – letztlich gar nicht so – spektakulären Einzelteile zerfallen kann, aus denen er zusammengebaut hätte werden sollen, woran aber offensichtlich niemand im kreativen Bereich Interesse hatte. Richtige Antwort: Solange es geht, geht's.

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Weil es aber doch irgendeinen Anfang braucht, beginnt Last Knight im englischen Mittalter, wo Zauberer Merlin, den Stanley Tucci als betrunkene Wanderflasche gibt, ein Gemetzel mittels außerirdischer Hilfe, die sich hier Dragonstorm nennt, in letzter Sekunde für König Artus und seine Ritter gut enden lässt. Für die Gegenwart ist das deshalb wichtig, weil – man weiß es nicht. Die Transformers Reaction Force, auch TRF genannt, ist jedenfalls auf Roboterjagd, und Mark Wahlberg als Outlaw fällt ein Talisman in die Hände, der etwas mit der Artus-Sage und zugleich jener der Hasbro-Figuren zu tun haben soll.

John Turturro und Anthony Hopkins haben Kurzauftritte, weil menschliches Personal in Form von Wissenschaftern beziehungsweise eines Engländers notwendig war, und Optimus Prime, Anführer der Autobots, wird von der bösen Quintessa manipuliert, um – ach ja, die Erde zu zerstören.

Die Erde als Popcorn

Das alles ist noch irrelevanter, als es klingt. In den letzten zwanzig Jahren war vermutlich kein Film – wenigstens im Kino – zu sehen, der sich derart ambitionslos und unverschämt an sämtlichen Vorlagen bedient hätte, die in irgendeiner Weise zweckdienlich gewesen wären. Alien, Abyss, Artus – hier wird alles eins, dazwischen wird geflogen (gerne über Stonehenge), gebrettert (durch die City of London), getaucht (mit einem U-Boot im Ärmelkanal), und hin und wieder gesprochen ("What was that?" – "That was a mistake." )

Irgendwann in diesem Film heißt es angesichts der Bedrohung, man müsse sich die Erde als Popcorn vorstellen, das in der Mikrowelle im nächsten Augenblick zerplatze. Das stimmt umgekehrt auch für Last Knight: Wenn die heiße Luft endlich entwichen ist, fällt man einfach nur noch in sich zusammen. (Michael Pekler, 21.6.2017)