Das schiefe Minarett der Moschee wurde zum Wahrzeichen Mossuls. Nun wurde es laut Angaben der irakischen Armee gesprengt.

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Mossul – Nach der Zerstörung der symbolträchtigen Großen Moschee in der irakischen IS-Hochburg Mossul sieht Regierungschef Haider al-Abadi die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) am Ende. "Daeshs Sprengung des Al-Hadba-Minaretts und der Al-Nuri-Moschee ist eine formale Erklärung ihrer Niederlage", twitterte Abadi Donnerstagfrüh. Daesh ist das arabische Akronym für den "Islamischen Staat".

Am Mittwochabend hatten das irakische und das US-Militär berichtet, dass die Jihadisten das Gebetshaus in die Luft gesprengt hätten. Der IS erklärte hingegen über sein Sprachrohr "Amaq", die Moschee sei von einem US-Luftangriff getroffen worden. Ein von der Anti-IS-Koalition zur Verfügung gestelltes Luftbild eines weitgehend zerstörten Gebäudes zeigt offensichtlich die Überreste der Moschee. Auf dem Foto scheint das berühmte Minarett zerstört zu sein.

Die jahrhundertealte Große Moschee hat eine immense symbolische Bedeutung für das vom IS ausgerufene Kalifat. Hier hatte sich IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi Anfang Juli 2014 bei einer Freitagspredigt erstmals öffentlich gezeigt. Der IS hat die Metropole Mossul bis auf ein kleines Gebiet in der Altstadt nahezu verloren.

Das Gebetshaus geht auf das 12. Jahrhundert zurück und ist auch als Al-Nuri-Moschee bekannt, benannt nach Nur al-Din Sinki, einem Herrscher, der den Bau in Auftrag gegeben hatte. Berühmt war die Moschee nicht zuletzt wegen ihres schiefstehenden Minaretts, das vom Einsturz bedroht war. Es wurde auch "Al-Hadba" (die Gekrümmte) oder scherzhaft "Der schiefe Turm von Mossul" genannt. Ungeeignetes Baumaterial und Wind sollen für die Schieflage verantwortlich gewesen sein.

Einige Wochen vor Baghdadis Auftritt in der Moschee im Jahr 2014 hatten IS-Kämpfer Mossul überrannt. Danach rief der IS ein "Islamisches Kalifat" im Irak und im benachbarten Syrien aus und ernannte Baghdadi zum "Kalifen Ibrahim". Nach russischen Angaben wurde der 45-jährige Baghdadi möglicherweise bei einem russischen Luftangriff nahe Raqqa getötet.

Irakische Truppen hatten vergangenen Herbst mit der Offensive auf Mossul begonnen. Während der heftigen Kämpfe wurden Tausende getötet und Hunderttausende vertrieben. Unter IS-Kontrolle geblieben ist nur noch ein kleines Gebiet im Zentrum der Stadt mit der Großen Moschee. Der IS steht militärisch wie im Irak auch in Syrien mit dem Rücken zur Wand. (red, APA, 22.6.2017)