Das Modell des Heeresstandortlazaretts ("Stola") des deutschen Architekten Theo Lechner.

Foto: Archiv der Stadt Linz

Linz – Am Anfang der Geschichte der Linzer Zwangsarbeiter steht die Errichtung der Hermann-Göring-Werke. Göring nimmt am 13. Mai 1938, wenige Wochen nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, den Spatenstich vor. Von Beginn an litten die Göring-Werke aber unter Arbeitskräftemangel. Freiwillige waren trotz Anwerbung nicht zu finden.

Barackenstadt

Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz in der NSDAP, Fritz Sauckel, begann daher, Zwangsarbeiter ins Land zu bringen. Es ist der Beginn des Wandels von Linz hin zu einer Barackenstadt. Über beinahe das gesamte Stadtgebiet verteilt befanden sich in der einstigen "Patenstadt" des Führers 77 Lager.

Drei davon lagen im Stadtteil Auhof. Empfindlich nahe oder gar unmittelbar auf dem Gelände, auf dem heute die Linzer Johannes-Kepler-Universität (JKU) steht.

Der Grund für die Ansiedlung der Zwangsarbeiterlager waren Hitlers Ausbaupläne für Linz: Bereits 1938 wurde auf den zum Schloss Auhof gehörenden Gründen mit dem Bau einer Infanteriekaserne für die SS begonnen. Die realisierten Gebäudeteile werden heute als Wohnungen genutzt. Fiktion blieben hingegen eine riesige Artilleriekaserne und ein Heeresstandortlazarett.

Ausstellung an der Uni

Für die JKU dennoch Grund genug, das 50-jährige Bestehen im Vorjahr zum Anlass zu nehmen, den belasteten Boden wissenschaftlich durchleuchten zu lassen. Beauftragt wurde damit der Historiker Hermann Rafetseder vom Österreichischen Versöhnungsfonds. Am Donnerstag wurde nun die 115 Seiten umfassende Studie präsentiert und eine begleitende Ausstellung an der JKU offiziell eröffnet.

Die Studie unterstreicht vor allem die bekannten historischen Fakten: Im heutigen Science-Park-Areal war das "Gemeinschaftslager der Deutschen Arbeitsfront Auhof" angesiedelt. Zwei weitere Lager überschnitten sich am Rande mit dem späteren JKU-Gelände: Um die Jahreswende 1940/41 entstand, direkt an den heutigen südlichen Parkplatz angrenzend, das "Umsiedlerlager Auhof der Volksdeutschen Mittelstelle". Und 1941/ 42 entstand südwestlich des späteren JKU-Bereichs das "Städtische Arbeiterlager Dornach". Laut Rafetseder waren "zwischen 8000 und 10.000 Menschen" in den Lagern untergebracht – "vor allem Belgier und Franzosen".

Rektor Meinhard Lukas betonte anlässlich der Präsentation, dass "gerade eine Bildungseinrichtung" bei der Aufarbeitung eine besondere Verantwortung habe: "Der runde Geburtstag darf kein Anlass sein, nur in Feierlaune und Jubelstimmung zu verfallen."

Braune Träume

Für den heutigen Campus hatte Hitler noch eine weitere Planungsidee: 1941 regte er zusätzlich zum neu geplanten Linzer Krankenhaus "Süd" (als Neubau des All gemeinen städtischen Krankenhauses) ein "städtisches Krankenhaus Nord" an. Dieses war erst mit 500, dann mit 250 Betten westlich neben dem Heeresstandortlazarett vorgesehen und hätte so auch das JKU-Gelände betroffen. Doch auch diese Planung verlief, wie auch ein geplantes gemeinsames Standortlazarett von Heer und Luftwaffe im Südwesten von Linz, im Sande. (Markus Rohrhofer, 22. 06. 2017)