Nordkorea kontrolliert genau, welche Fotos das Land verlassen. Dafür verantwortlich ist die Korean Central News Agency (KCNA), die etwa Bilder von Diktator Kim Jong-un internationalen Nachrichtenagenturen bereitstellt – und diese Fotos regelmäßig digital verbessert. Das ist soweit noch nicht ungewöhnlich.
Grotesk ist allerdings, wie miserabel und massiv Nordkorea laut Bildforensikern dabei vorgeht. Eine besondere Obsession hegen die Retuscheure offenbar für die Ohren ihres Anführers. Wie "Motherboard" zeigt, wurden in mehreren Fotos eindeutig Kim Jong-uns Ohren verändert.

Erkennbar ist das etwa am verpixelten Hintergrund. Aber auch anhand anderer Indizien lassen sich Veränderungen feststellen. Mit der Software Tungstène können beispielsweise digitale Retuschen identifiziert werden, da Filter das sogenannte Chrominanzrauschen erkennbar machen.
Digitale Forensik
Das lässt sich auch durch natürliche Eigenschaften des Fotos, beispielsweise schimmernde oder spiegelnde Oberflächen, erklären. Fehlen diese aber, liegt ein klarer Hinweis auf Bildveränderungen vor – und das ist wiederum oft bei Kim Jong-uns Ohren der Fall.

Aber der Kopf des Anführers ist nicht das einzige Gebiet, in dem Nordkoreaner so massiv wie schlecht manipulieren. Auf zahlreichen Fotos fehlen etwa Schatten. Bilder aus einer Fabrik für Backwaren zeigen gefüllte Regale, deren Inhalte sich auf den Millimeter gleichen. "Entweder die Mitarbeiter haben diese Backwaren minuziös angeordnet – oder die Nordkoreaner verwischen ihre Photoshop-Spuren nur schlecht", schreibt "Buzzfeed".

Dasselbe gilt beispielsweise für Bilder vom Badestrand, wo vier Mal Badegäste in der exakt selben Anordnung schwimmen.
Rakete ohne Rauch
Extrem genau studiert werden naturgemäß Fotos militärischer Operationen. Da verwundert es umso mehr, wie schlampig Nordkorea retuschiert.

Berühmt ist etwa das Foto eines Raketenstarts, das bizarre Schatten aufweist – und dem andere Aufnahmen, beispielsweise in punkto Rauchentwicklung, klar widersprechen.

Legendär ist in diesem Zusammenhang das Bild einer Truppenübung, bei der angeblich mehrere Luftkissenboote an Nordkoreas Küste landeten. Sieht man genau hin, erkennt man, dass die vier verschiedenen Hovercrafts digitale Klone sind. Bei einem "fünften" Boot ist die Umgebung stark verpixelt, wie "The Atlantic" zeigt. (fsc, 23.6.2017)