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Nerds in ihrem Element: Zwei Protagonisten der US-Serie "Big Bang Theory".

Foto: ap

Hatten Studien in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass Kinder älterer Väter eine höhere Neigung zu psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und Autismus haben und eher sozial auffällig werden, attestiert eine aktuelle Untersuchung den Söhnen älterer Väter auch einige positive Verhaltensweisen und Eigenschaften. Konkret sind diese Buben häufiger überdurchschnittlich intelligent, sehr fokussiert auf bestimmte Interessen und scheren sich weniger darum, was Gleichaltrige über sie denken. Typische Merkmale also, die man tendenziell eher Außenseitern oder sogenannten Nerds zuschreibt, so die Forscher.

Die Wissenschafter des King's College London und der Icahn School of Medicine im US-amerikanischen Mount Sinai hatten 15.000 Zwillingspaare und deren Eltern in die Untersuchung einbezogen. Alle Kinder im Alter von zwölf Jahren füllten Online-Fragebögen aus, die typische "Nerd-Eigenschaften" abfragten – eben hohe Intelligenz, die nicht mit sozialer Offenheit gepaart ist, starke Fokussierung auf spezielle Themen und ein gewisses Maß an Unnahbarkeit und Zurückgezogenheit. Zusätzlich wurden die Eltern befragt, ob ihren Kindern das Urteil Gleichaltriger wichtig sei und ob ihre Kinder ein Interesse verfolgen, das viel Zeit in Anspruch nimmt.

Bessere Noten in naturwissenschaftlichen Fächern

Die Auswertung der Daten ergab, dass die Söhne älterer Väter signifikant häufiger jene Verhaltensweisen zeigen, die mit Nerds oder Außenseitern assoziiert werden. Es zeigte sich auch, dass diese Buben bei Schularbeiten speziell in naturwissenschaftlichen Fächern durchschnittlich besser abschnitten. Das höhere Alter des Vaters erwies sich dabei als unabhängiger Faktor, der von anderen möglichen Einflüssen wie dem sozialen oder ökonomischen Status der Eltern, deren Bildungsniveau oder beruflicher Situation nicht beeinflusst wurde.

"Unser Studie legt nahe, dass es einige Vorteile für Söhne haben kann, wenn ihre Väter schon älter sind", sagt Studienleiterin Magdalena Janecka vom King's College London. Das Ergebnis sei auch kein Widerspruch zu jenen Studien, die einen Zusammenhang zwischen höherem Alter des Vaters und höherer Neigung der Kinder zu Autismus- oder Schizophrenie nahelegten. Denn jene Gene älterer Väter, die für die Entwicklung von Autismus beim Nachwuchs verantwortlich sind, könnten in abgeschwächter Form für die "nerdigen" Verhaltensweisen sorgen.

Genetischer Zusammenhang

"Wenn das Kind mit nur einigen dieser Gene des Vaters auf die Welt kommt, trägt das möglicherweise zu besserem schulischen Erfolg bei. Eine höhere 'Dosis' dieser Gene in Kombination mit weiteren Risikofaktoren könnte aber eine Erkrankung an Autismus wahrscheinlicher machen", sagt Janecka. Dies werde auch durch weitere aktuelle Forschungen unterstützt, denen zufolge nämlich die für Autismus verantwortlichen Gene auch mit höherer Intelligenz in Zusammenhang zu bringen sind. (lima, 22.6.2017)