Für ältere Genossenschaftswohnungen muss oft eine höhere Miete bezahlt werden als für neu errichtete.

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Linz – "Es war eine große Überraschung für uns", sagt Sonja Toifl-Campregher, Landesgeschäftsführerin der Mietervereinigung Oberösterreich, zum STANDARD. Die Rede ist von ihrer Ende Mai abgehaltenen "Mietzinsüberprüfungswoche", die sich hauptsächlich an Mieter von privaten Wohnungen gerichtet hatte, bei der dann aber auch sehr viele Mieter von Genossenschaftswohnungen kamen, um die Höhe ihrer Miete überprüfen zu lassen. Rund die Hälfte aller Ratsuchenden seien es gewesen, sagt Toifl-Campregher.

Rechtlich in Ordnung

Man habe dann festgestellt, dass die relativ hohen Mieten von acht bis zehn Euro brutto zwar rechtlich gesehen in Ordnung, aber für teilweise mehr als 25 Jahre alte Genossenschaftswohnungen eben doch sehr hoch seien – und diese Mieter noch dazu im Falle des Übersiedelns in eine neue Wohnung günstiger wegkämen.

Der Grund liegt in den hohen Annuitätensprüngen bei den Rückzahlungen der Förderdarlehen, die die Wohnbauförderbestimmungen des Landes Oberösterreich insbesondere zwischen 1984 und 1993 vorsahen. Lag man damit in den ersten fünf Jahren noch bei 2,28 Euro pro Quadratmeter, so sind es nach 25 Jahren schon 9,95 Euro je Quadratmeter.

"Gipfel" im Vorjahr

Das Problem ist freilich nicht neu. Vor einem Jahr kam es deswegen sogar zu einem "Gipfel" von Vertretern des Landes und der Gemeinnützigen. Damals wurde vereinbart, dass die Annuitätensprünge durch Laufzeitverlängerungen der Darlehen um vier bis acht Jahre abgefedert werden sollten. "Wir haben also schon eine Lösung", sagt Herwig Pernsteiner, Geschäftsführer der Genossenschaft ISG in Ried/Innkreis und stellvertretender Obmann der oberösterreichischen Gemeinnützigen, zum STANDARD. Eine, die aber keineswegs perfekt sei.

Denn dadurch werden nun zwar sprunghafte Erhöhungen der Mieten verhindert, doch die Verlängerung der Laufzeit führe einerseits dazu, dass der gesetzlich geregelte "Rückfall" des Mietzinses nach Rückzahlung aller Darlehen auf die "Auslaufannuität" von maximal 3,75 Euro je Quadratmeter erst später stattfinde, kritisiert auch Toifl-Campregher.

Und das "Problem", wie es auch Pernsteiner nennt, trage andererseits eben auch dazu bei, "dass der ältere Bestand von Leerstand bedroht wird – vor allem wenn in der Nähe eine neue geförderte Anlage errichtet wird".

"Geringe Anfangsannuitäten nicht zielführend"

Auch Wohnbauforscher Wolfgang Amann (IIBW) kennt das Problem und hat darauf auch schon oft hingewiesen, wie er zum STANDARD sagt. Auch heute noch hätten viele Bundesländer Annuitätenverläufe, "die über der zu erwartenden Inflationsrate liegen". Er sieht ein "politisches Ziel" darin, die Anfangsannuitäten möglichst niedrig zu halten, um bei Wohnungsübergaben auf niedrige Anfangsmieten verweisen zu können. Das sei aber "nicht zielführend", so Amann. (mapu, 23.6.2017)