Mittwochmorgen, 8.15 Uhr, Straßenbahn in Wien. Von neun Fahrgästinnen und Fahrgästen im vorderen Wagon der Fünfer-Linie schauen acht gebannt auf das Display ihres Mobile Phone, um sich die brandheißen Morgennews zu geben.

Als da vermutlich wären: Herbert hat einen Spitzenartikel über Trump in der New York Times gelesen und verlinkt (Thanks for sharing! Wir Ignoranten hätten das sonst nie gefunden!). Sophie, kritisch wie immer, meint, die letzte Wortmeldung von Hazee sei total daneben gewesen. Ferdinand wiederum twittert der Welt huldvoll zu, dass er sich zum Frühstück eine große Tasse Kaffee, Orangenjuice und zwei Eier mit Speck gegönnt hat. Gut zu wissen! Andernfalls hätten wir womöglich den ganzen Tag in der Fehlannahme verbracht, sein Frühstück habe aus einem Croissant bestanden.

Leider hat die Evolution die passenden körperlichen Modifikationen für die anstehende Verschmelzung von Mensch und Handy noch nicht vollzogen. Dabei kann man sich ja sonst auf die Evolution eigentlich verlassen. Bei der gegenwärtigen Hitze ist es etwa ungemein schätzenswert, dass uns im Gegensatz zu unseren äffischen Ahnen das Fell ausgegangen ist. Allein die Vorstellung, im Fell im Büro oder am Strand sitzen zu müssen, hat einen penetrant schweißtreibenden Charakter.

Beim Handy allerdings fehlt uns etwas. Das beidhändige Gefummel an diesem Gerät, nebenbei eine Tätigkeit, bei der der Mensch an den Affen erinnert wie sonst nur selten, hat zur Folge, dass man keine Hand mehr frei hat und daher daran gehindert ist, sich zu kratzen, Lebensmittel zu verzehren, Zigaretten oder Bierflaschen zum Mund zu führen, die Krawatte in die korrekte Position zu nesteln usf.

Hier täte Mutter Natur gut daran, Abhilfe zu schaffen. Günstig wäre es, wenn sie uns anstelle der Nase einen Rüssel wachsen ließe. Natürlich würden wir, anders als der Elefant, diesen Rüssel nicht dazu benützen, um Erdnüsse zu ergreifen.

Es sollte aber ein Leichtes sein, das Handy mit dem Rüssel zu halten und vor die Augen zu führen, auf dass uns nichts Bedeutendes in diesem Gerät entgehe. Zuvor müssten schnell rüsselbedienbare und tunlichst auch rüsselfreundliche Geräte auf den Markt kommen. Für Apple und Samsung wird das ja keine Hexerei sein. (Christoph Winder, Album, 23.6.2017)