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1. Die "Krone"-Kündigung

Auf kommenden Samstag haben die "Krone"-Eigentümer seit Jahrzehnten gewartet – jedenfalls die Hälfte von ihnen: Am 1. Juli 2017 können Gesellschafterverträge von Österreichs weitaus größter Tageszeitung erstmals aufgekündigt werden. Und es spricht alles dafür, dass die deutschen 50-Prozent-Eigentümer – der Essener Verlagskonzern Funke-Gruppe – diese Gelegenheit so rasch wie möglich wahrnehmen.

Die Funke-Gruppe, Deutschlands größtes Regionalzeitungshaus, hat schon einmal versucht, "Krone"-Gesellschafterverträge aufzukündigen: Im Oktober 2014 bestätigte die Funke-Gruppe diese Maßnahme gegen Vereinbarungen mit "Krone"-Gründer Hans Dichand aus 1987, als der deutsche Konzern bei der "Krone" einstieg.

Die Funke-Gruppe, sie nannte sich damals noch WAZ-Gruppe, sicherte Hans Dichand damals einen sogenannten Vorabgewinn zu – ein hoher einstelliger Millionenbetrag war das jedenfalls in den 2000er-Jahren. Für diesen garantierten Gewinn an die Dichands muss laut Verträgen die Funke-Gruppe geradestehen, wenn die "Krone" einmal nicht genügend abwirft.

Die Gewinngarantie geht, ein wenig reduziert in Form und Höhe, auf Dichands Witwe und auf ihre Kinder über – auf Michael, Johanna und Christoph, den nach Dichand vor seinem Tod 2010 zum Herausgeber der "Krone" bestimmte.

Auch das war eines der vertraglichen Vorrechte Dichands. Die österreichischen Gesellschafter haben die personelle Hoheit in redaktionellen Fragen, ihre Zustimmung brauchen etwa auch von der Funke-Gruppe nominierte Co-Chefredakteure der "Krone". Die Verträge zwischen Dichands und Funkes banden zudem die Stimmrechte der deutschen "Krone"-Eigentümer an die Position der österreichischen Mitgesellschafter – etwa in der Mediaprint, dem gemeinsamen Verlagskonzern mit dem "Kurier", an dem die Funke-Gruppe etwas weniger als 50 Prozent hält, und der über alle wesentlichen verlegerischen Fragen beider Zeitungen bestimmt.

Die erste Kündigung der Funke-Gruppe aus dem Herbst 2014 scheiterte erst in diesem Frühjahr: Die Dichands lehnten sie ab, der Fall ging, wie in den Verträgen vorgesehen, an ein Schiedsgericht nach Schweizer Recht. Anfang März lehnten die drei Schiedsrichter die Kündigung in allen Punkten ab.

Immer wieder sonntags: "Krone"-Selbstbedienungstasche.
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Aber mit einer rein formalen Argumentation: Die Kündigung sei vor dem ersten vertraglich vereinbarten Termin dafür ergangen und schon damit nicht möglich. Inhaltlich setzten sich die drei Schiedsrichter nicht weiter damit auseinander. Ob und wie sich die Sondervereinbarungen so einfach kündigen lassen, wird das nächste Schiedsgericht zu klären haben.

Denn auch wenn beide Seiten wie gewohnt dazu schweigen: So wahrscheinlich wie eine neuerliche, nun zeitgerechte Kündigung der Verträge zum nächstmöglichen Zeitpunkt (wohl Jahresende 2017 oder Geschäftsjahresende Mitte 2018) aus Essen ist deren Ablehnung durch die Dichands. Womit Dichands und Funkes wohl wieder je einen Juristen als Schiedsrichter nominieren, die sich auf einen dritten, den Vorsitzenden einigen und dann wieder eine teure Weile tagen und befragen.

Eines hat das jüngste Schiedsgericht aber doch schon festgehalten: Die Syndikatsvereinbarungen hängen direkt mit den Gesellschaftsverträgen bei der "Krone" zusammen. Wer sie loswerden will, muss die Gesellschaftsverträge kündigen.

Die Kündigung ist eine neue, potenziell entscheidende Etappe im schon jahrzehntelangen Streit der "Krone"-Gesellschafter. Die Funke-Gruppe wünscht sich lange schon gleichberechtigte Zusammenarbeit und höhere Renditen – die aber etwa einen Kauf der "Krone"-Anteile durch die Dichands verteuern würden. In den vergangenen Monaten gab es wieder einmal wechselseitige Kaufangebote (und zudem unverlangt eingesandte).

Die Dichands können die "Krone"-Hälfte schwer verkaufen, solange Hans Dichands hunderte Millionen schwere Verlassenschaft samt gewaltiger Kunstsammlung (etwa Gustav Klimts "Danae") nicht abgeschlossen ist. Ein Gebot Christoph Dichands für die Funke-Anteile wiederum soll die Funke-Gruppe als zu niedrig abgelehnt haben.

Funke-Mehrheitsgesellschafterin Petra Grotkamp soll Christoph Dichand vor dem Schweizer Schiedsgericht erklärt haben, sie wolle geschäftlich nicht mehr mit ihm zu tun haben. Bei einem Verkauf der "Krone"-Anteile ergäbe ein Verbleib im "Kurier" für die Deutschen wenig Sinn.

Und noch eine schwierige Frage gilt es da zu klären: Wie dröselt man den Krone-Kurier-Verlagsriesen Mediaprint auf, mit dem beide Eigentümerzeitungen nicht rundum glücklich wirken? Der "Kurier" muss hier bisher den großen Druck- und Vertriebsapparat mitfinanzieren, den vor allem die "Krone" in diesen Dimensionen braucht. Die "Krone" wiederum findet 30 Prozent garantierten Mediaprint-Gewinn für den "Kurier" doch deutlich übertrieben. Eine Trennung steht auch hier im Raum – sie ist ähnlich schwierig wie bei der "Krone".

Die "Krone" in der Mediaprint – mit angrenzenden und verflochtenen Medienhäusern.
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2. Ein unscheinbarer Relaunch

Und es bewegt sich doch etwas bei der "Krone", sichtlich gar: Was sich im April zaghaft (auch in der Etat-Wochenschau) ankündigte, lässt sich inzwischen nur noch schwer übersehen: die schrittweise optische Modernisierung der "Kronen Zeitung".

3. Eine unscheinbare Novelle

Und: Es gibt auch gute Nachrichten für die Mediaprint und die übrige Zeitungswelt in Sachen Zeitungszustellung: Diese Woche befasst sich der Nationalrat mit 15 Materien aus dem Sozialausschuss, darunter auch ein Sozialversicherungs-Zuordnungsgesetz. Es soll laut Erläuterungen für Rechtssicherheit sorgen bei der Abgrenzung von selbständiger und unselbständiger Erwerbstätigkeit in der gesetzlichen Sozialversicherung. Die Neuregelung basiert demnach auf einer Einigung der Sozialpartner und bezieht in die Feststellung auch die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft beziehungsweise der Bauern ein.

Wo was weitergeht

Wie sich der Drei-Punkte-Plan der Etat-Wochenschau in der österreichischen Medienrealität materialisiert, und was sich dort auch ganz ohne Prognose tut, lesen Sie – so rasch wie möglich – auf http://derStandard.at/Etat und anderen schönen Channels von derStandard.at. Bleiben Sie dran. (Harald Fidler, 26.6.2017)