Auch im Städtchen Chefchouen wird – anders als hier ersichtlich – protestiert.

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Rabat – Marokkos König hat die schleppende Umsetzung eines Förderprogramms für die von Protesten erschütterte Rif-Region im Norden des Landes kritisiert und den zuständigen Ministern den Sommerurlaub gestrichen, um das Programm zu beschleunigen.

Mohammed VI. äußerte bei einer Kabinettssitzung am Sonntag seine "Enttäuschung, Unzufriedenheit und Sorge" über die Verzögerungen bei dem 600-Millionen-Euro-Programm für die verarmte Gebirgsregion, wie die Regierung mitteilte.

In der mehrheitlich von Berbern bewohnten Rif-Region, die sich seit Jahren von der Regierung vernachlässigt fühlt, gibt es seit Oktober Proteste gegen Arbeitslosigkeit und für mehr soziale Gerechtigkeit. Die Regierung hatte deshalb ein Förderprogramm von 2015 neu aufgelegt und den Rif-Bewohnern bis 2019 Investitionen in Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und Bildung versprochen. Mit den Projekten würden "90 Prozent der Forderung der Bevölkerung erfüllt", sagte Innenminister Abdelouafi Laftit Anfang Juni.

Weitere Proteste

Die Demonstrationen in der Protesthochburg Al-Hoceima und anderen Städten im Rifgebirge ebbten jedoch nicht ab. Bei den Kundgebungen kam es immer wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Inzwischen wurden mehr als hundert Menschen festgenommen, darunter der Protestanführer Nasser Zefzafi. Die Proteste weiteten sich zudem auch auf andere Landesteile aus. Auch in der Hauptstadt Rabat und in Casablanca gab es zuletzt immer wieder Proteste.

Die Hafenstadt Al-Hoceima war bereits eine der Hochburgen der Massenproteste, die es im Zuge des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 in Marokko gab. Neu angeheizt wurde der Aufruhr durch den grausamen Tod eines Fischverkäufers im vergangenen Oktober. Er starb in der Presse eines Müllwagens, als er versuchte, Behördenmitarbeiter daran zu hindern, seine Ware zu zerstören. Aus der Empörung über seinen Tod entstand die neue Protestbewegung. (APA, 26.6.2017)