Bild nicht mehr verfügbar.

Im Wiener Café Griensteidl dachten, diskutierten und schrieben einst Schriftsteller wie Karl Kraus, nun zieht Betreiber Do & Co aus Kostengründen aus. Diskursstätte soll das Etablissement aber bleiben.

Foto: Picturedesk /Weingartner

Wien – Das Traditionscafé Griensteidl schließt seine Pforten. Diesen Donnerstag werden Touristen und Stammkunden das letzte Mal das Lokal am Wiener Michaelerplatz besuchen können. Auslöser für die Schließung ist der auslaufende Mietvertrag. Eine Verlängerung wäre für Betreiber Do & Co mit einer Anhebung der Miete verbunden gewesen. Unter diesen Umständen hätte man das Kaffeehaus nicht mehr wirtschaftlich führen können, erklärte eine Sprecherin der Gruppe.

Betroffen vom Aus sind 33 Mitarbeiter. Ihnen wird ein Wechsel in andere Positionen bei Do & Co angeboten, hieß es aus dem von Attila Dogudan gegründeten Unternehmen. Eigentümer des Hauses, des Palais Herberstein, ist die Schweighofer-Gruppe, die in der Holzindustrie und im Immobiliengeschäft aktiv ist. War vor einem halben Jahr noch der Einzug einer Handelskette im Gespräch, hat man sich jetzt anders entschieden. Die Konzeptagentur friendship.is soll laut Schweighofer das Lokal nutzen und die "literarische, künstlerische und diskursive" Tradition fortsetzen.

Was das genau heißt, kann Martin Fetz von friendship.is noch nicht verraten, nur so viel: Neben Lesungen und Ausstellungen soll auch das Handwerk seinen Platz finden. Das kulinarische Angebot werde bei dem Projekt von untergeordneter Bedeutung sein. Generell werde man auf "work in progress" setzen, so Fetz. Mit dem Projekt will er eine Brücke zu früheren Zeiten schlagen. 1847 eröffnet, suchten Persönlichkeiten wie Arnold Schönberg, Karl Kraus und Viktor Adler das Kaffeehaus auf, bis das Haus 1897 abgerissen wurde. Erst 1990 zog das Griensteidl wieder an gleicher Stelle ein. (as, 26.6.2017)