In aller Munde: Sebastian Vettel.

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Paris/Wien – Der Rempler von Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton beim Formel-1-Grand-Prix von Aserbaidschan in Baku könnte weitere Strafen nach sich ziehen. Der Automobil-Weltverband FIA bestätigte am Mittwochabend, dass man den Vorfall noch einmal untersuchen werde, nachdem Vettel am Sonntag im Rennen bereits mit einer 10-Sekunden-Strafe belegt worden war.

Zahlreiche Kommentatoren hatten danach gemeint, der Deutsche wäre damit zu glimpflich davongekommen, nachdem er während einer Safety-Car-Phase offenbar mit voller Absicht den Wagen seines Konkurrenten seitlich touchiert hatte. In Interviews gab der Ferrari-Fahrer wiederholt zu Protokoll, Hamilton hätte ein Bremsmanöver durchgeführt. Nach Analyse der Daten teilte die FIA aber mit, dass der Mercedes-Pilot seine Geschwindigkeit nicht wesentlich verringert hatte.

Die entsprechende Verhandlung soll laut FIA bereits am kommenden Montag und damit am 30. Geburtstag von Sebastian Vettel stattfinden. Eine endgültige Entscheidung soll noch vor dem Österreich-Grand-Prix am 9. Juli in Spielberg gefällt werden. Im äußersten Fall könnte Vettel eine Sperre für ein Rennen drohen.

Für seine Attacke hatte Vettel drei Strafpunkte im Sündenregister der FIA bekommen. Der Ferrari-Fahrer hat nun insgesamt neun auf seinem Konto. Erhöht sich diese Zahl auf zwölf, wird er automatisch für ein Rennen gesperrt. Nach dem Grand Prix von Österreich am 9. Juli verjähren allerdings zwei seiner Strafpunkte aus der Vorsaison.

Strafpunktekonto wächst an

Vettels letzte Strafe stammt aus dem Oktober 2016 in Mexiko. Wegen eines verbotenen Bremsmanövers wurde er damals von Platz drei auf fünf zurückversetzt. Nach einem fragwürdigen Manöver von Max Verstappen beschimpfte Vettel jedoch via Boxenfunk sowohl den Red-Bull-Piloten als auch FIA-Rennleiter Charlie Whiting ("Fuck you, Charlie, fuck you"). Das rief den Weltverband auf den Plan.

Die FIA ließ damals jedoch Milde walten. Vettel hatte sich nach seinem Ausraster entschuldigt und einsichtig gezeigt. Todt sah daher davon ab, die Causa vor das Sportgericht zu bringen. Zugleich kündigte die FIA jedoch an, künftig bei ähnlichen Fällen disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen. Dieser Umstand könnte nun dazu beitragen, dass Vettel zum Rapport muss.

Die FIA sieht Formel-1-Piloten vor allem bei der Verkehrssicherheit als Vorbilder. Weil weltweit täglich 3.500 Menschen im Straßenverkehr sterben, soll die FIA-Kampagne #3500LIVES Bewusstsein dafür schaffen, dass Verkehrssicherheit jeden Einzelnen betrifft. Zum Start der Kampagne in Österreich sind am Mittwoch, 5. Juli (11 Uhr) und damit unmittelbar vor dem Grand Prix von Österreich in Spielberg (9. Juli) mit Fernando Alonso und Valtteri Bottas zwei Formel 1-Fahrer Gäste einer Pressekonferenz im Wiener ÖAMTC-Mobilitätszentrum.

Villeneuve: "Kein großes Ding"

Ziemlich entspannt beurteilt Ex-Champion Jacques Villeneuve den Vorfall: "Seb und Lewis waren ungefähr 20 Stundenkilometer schnell, also was soll's", sagte der Kanadier dem Portal motorsport.com.

Die Aktion sei zwar unnötig gewesen, aber keinesfalls gefährlich. "Überhaupt kein großes Ding. Lewis hat einen Bremstest mit Seb gemacht, und ich hätte an Sebs Stelle genauso reagiert, wie er es getan hat", sagte Villeneuve. Die Strafe für Vettel sei "die maximal mögliche und absolut ausreichend".

Zudem ist Villeneuve davon überzeugt, dass Vettel seinen Ferrari nicht mit Absicht seitlich in Hamiltons Mercedes gerammt hat: "Dabei riskiert man, dass das eigene Auto demoliert wird, und das will keiner. Seb hat herumgestikuliert, dabei ist der Ferrari ein bisschen nach rechts gerutscht." Das passiere eben, "wenn man nur eine Hand am Lenkrad hat. Wenn du jemanden vorsätzlich rammst, lässt du beide Hände am Steuer". (APA, sid, red, 28.6.2017)