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Pro-Vereinigungs-Aktivistinnen in Crans-Montana.

Foto: Jean-Christophe Bott/Keystone via AP

Crans-Montana/Athen – Hochalpinisten wissen: Schwindel und Konzentrationsschwächen können sich ab einer Höhe von 3.000 Metern einstellen. Dann wird der Sauerstoff doch knapper. Nikos Anastasiades und Mustafa Akinci haben zumindest dieses Problem nicht. Sie verhandeln seit Mittwoch auf rund 1.500 Meter Meereshöhe im Urlaubsort Crans-Montana im Schweizer Kanton Wallis. Die Höhenluft soll anregend wirken auf Zyperns Präsidenten und den Führer der türkischen Zyprioten.

Ein halbes Jahr Pause liegt zurück, angefüllt mit Streitereien und zuletzt versteckten Angriffen auf UN-Vermittler Espen Barth Eide, einen ehemaligen norwegischen Außenminister. Dass die beiden Politiker der geteilten Insel überhaupt nochmals zu einer Konferenz mit den Außenministern der sogenannten Garantiemächte Zyperns zusammenkommen – Griechenland, Türkei und Großbritannien –, gilt schon als bemerkenswert. Akinci wie Anastasiades sprechen von der "letzten Chance", zu einer Einigung über einen gemeinsamen Staat zu kommen. Es ist das treibende Element, das die Verhandlungen auch nach dem enttäuschenden Ausgang der Zypern-Konferenz in Genf im Jänner dieses Jahr bis jetzt am Leben erhält.

Streitpunkt Türkei

Möglichkeiten für einen fruchtbaren Verhandlungsprozess würden auftauchen, wenn die griechisch-zypriotische Seite ihre "Null Soldaten, null Garantien"-Position aufgeben würde, hatte Akinci vor der Abreise nach Crans-Montana erklärt. Die Sicherheitsgarantien sind das letzte große Hindernis auf dem Weg zu einer Lösung für Zypern. Alle anderen Probleme wie etwa die Frage von Rückgabe und Entschädigung für verlorenes Eigentum oder aber die Grenzziehung zwischen Türken und Griechen auf der Insel sind weitgehend beigelegt oder außer Streit gestellt.

Bei den Sicherheitsgarantien geht es allein um die Türkei. Griechenland und Großbritannien haben kein Problem damit, ihre in den 1960er-Jahren fixierte Rolle als "Garanten" aufzugeben. Ankara aber pocht auf den Verbleib seiner 30.000 Soldaten im türkischen Teil der Insel und auf das Recht, jederzeit auf Zypern einzugreifen, sollte die türkische Volksgruppe in Gefahr sein. Die türkischen Zyprioten, die finanziell abhängig von Ankara sind, verteidigen diese Position. Ein Kompromiss mit den griechischen Zyprioten müsste eine zeitliche Begrenzung des Garantiestatus enthalten. (mab, 28.6.2017)