Bei Wohnbau geht es nicht immer nur um leistbare Wohnungen, sondern auch um Macht und Interessen.

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Wien – Der Streit in der Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (WBV-GÖD) spitzt sich zu. Gekauft hat die gemeinnützige Gesellschaft (konkret: deren Mutter GSW) Christian Hosp. Er ist, wie berichtet, ein Geschäftspartner des Wiener Unternehmers Michael Tojner.

Hosp behauptet, "handfeste Verdachtsfälle" gefunden zu haben, die dem Chef der 2003 von der Gewerkschaft als Sanierungsfall verkauften WBV, Michael Baumgartner, und ihrem Aufsichtsratschef Stefan Gregorich zuzurechnen seien. Laut Aussendung der Hosp Beteiligungs GmbH gehe es um "Planungsaufträge, denen anscheinend keine Leistungen gegenüberstehen und um Baurechtsliegenschaften, die mit den Alteigentümern nahestehenden Personen abgewickelt worden sein dürften". Vorwürfe, die Baumgartner zurückweist. Die Gesellschaft werde jährlich vom Revisionsverband geprüft, habe uneingeschränkte Testate, "außerordentlich gute Prüfberichte" und 2016 einen Gewinn von vier Millionen Euro erwirtschaftet.

Machtkampf

Hintergrund der Angelegenheit ist wohl ein Machtkampf. Die Anteilsübertragung an Hosp wurde nicht gemäß Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) bei der Aufsichtsbehörde (Wiener MA 50) angezeigt. Der Erwerber ist der Ansicht, dass das nicht nötig war. Das soll nun eine Sonderprüfung klären, die am 5. Juli beginnt. Sollte der Käufer nicht zum Personenkreis gehören, der gemäß WGG gemeinnützige Bauvereinigungen kontrollieren darf, müsste der Kauf rückabgewickelt werden.

Hosp enerviert zudem die parlamentarische Anfrage der FPÖ zum Thema WBV-GÖD, deren Zweck es wohl sei, "die Installierung eines neuen Geschäftsführers zu verhindern", ließ er per Aussendung wissen.

FPÖ sieht "Tojner-Netzwerk"

Die FPÖ-Mandatare vermuten, Hosp und WBV-GÖD-Aufsichtsrat Franz Guggenberger (der Anwalt arbeitet eng mit Tojner zusammen) wollten die Gemeinnützigkeit der Wohnbaugesellschaft kippen. In einer Anfrage an Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) behauptet die FPÖ, Guggenberger habe "eine innere Distanz zum gemeinnützigen Wohnungswesen im Sinn des WGG".

Sie sehen Parallelen zu den vom "Tojner-Firmennetzwerk" erworbenen Wohnbaugesellschaften Buntes Wohnen bzw. Pannonia (an sie ging der Wiener Heumarkt) und oberösterreichische Riedenhof GmbH. Beide verlegten den Sitz nach Eisenstadt, verloren den Gemeinnützigkeitsstatus und gingen in Tojners Gruppe auf. Die Riedenhof erst im März, in der Wertinvest Immobilientreuhand. (Renate Graber, 29.6.2017)