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Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero bietet seine Aktien mit 25,50 Euro am oberen Ende der Angebotsspanne an. Damit erlöst die Rocket-Internet-Beteiligung insgesamt fast 996 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Altaktionäre trennen sich dabei von knapp 20,1 Millionen Anteilen. Zudem werden 18,95 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung am Markt platziert.

Die Papiere sollen erstmals am 30. Juni gehandelt werden. Die Notierung soll am regulierten Markt in Frankfurt erfolgen.

Starke Nachfrage

"Die Nachfrage nach unseren Aktien hat den Angebotsumfang deutlich überstiegen", sagte Firmenchef Niklas Östberg. Insgesamt wird das noch tief in den roten Zahlen steckende 2011 gegründete Start-Up ("Lieferheld", "Foodora", "Pizza.de") damit mit 4,39 Mrd. Euro bewertet. Mit bis zu 996 Mio. Euro ist Delivery Hero die größte Neuemission des Jahres an der Frankfurter Börse. In Österreich ist Delivery Hero mit dem Online-Bestelldienst Mjam.at und Foodora vertreten.

Delivery Hero selbst fließen 465 Mio. Euro zu, die zum größten Teil zur Tilgung von gut 300 Mio. Euro Schulden verwendet werden sollen. Großaktionär Rocket Internet winken 264 Mio. Euro, sofern auch die Platzierungsreserve zugeteilt wird. Es ist das erste Mal seit dem eigenen Börsengang im Oktober 2014, dass Rocket der Verkauf einer Beteiligung über die Börse gelingt. Der Startup-Investor lässt seine Beteiligung damit von bisher 35,7 auf 25,7 Prozent abschmelzen. Der erst im Mai mit 10,9 Prozent eingestiegene südafrikanische Technologie-Investor Naspers wollte dagegen beim Börsengang Aktien zukaufen, um sich nicht verwässern zu lassen.

Organisiert wird die Emission von den Investmentbanken Citi, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Essens-Lieferdienste beliebt

Essens-Lieferdienste sind bei Investoren derzeit beliebt. Die Delivery-Hero-Rivalen Takeaway.com ("Lieferando") und Just Eat sind bereits gelistet. Die niederländische Takeaway wird mit 1,6 Mrd. Euro bewertet, die britische Just Eat sogar mit umgerechnet 5,1 Mrd. Euro – sie schreibt bereits schwarze Zahlen.

Delivery Hero ist erst der dritte Börsengang des Jahres im streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse. Im Frühjahr hatte der Elektromotorenbauer Aumann den Sprung geschafft, am Dienstag folgte die Restaurantkette Vapiano. Die Unternehmensberatung EY zählte im ersten Halbjahr in Deutschland insgesamt fünf Neuemissionen mit einem Erlös von zusammen 1,4 Mrd. Euro. Der Schweizer Apothekenbetreiber Galenica Sante nahm mit umgerechnet 1,7 Mrd. Euro mehr ein als das deutsche Quintett und war damit der größte Börsengang in Europa.

"Die Stimmung hat sich nach einem relativ verhaltenen Jahresauftakt zuletzt aufgehellt", sagte Martin Steinbach, der für EY Börsenkandidaten berät. "Dass mit Delivery Hero sogar ein sogenanntes Einhorn – also ein junges Unternehmen mit einer Milliardenbewertung – aufs deutsche Börsenparkett kommt, dürfte starke Strahlkraft haben und kann dem Markt im zweiten Halbjahr neue Impulse geben." Einige vielversprechende Kandidaten stünden bereits in den Startlöchern. (APA, 29.6. 2017)