Nicht mehr state of the art: das Happel-Stadion.

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Wien – Die vom Sportministerium und der Gemeinde Wien in Auftrag gegebene und von dem unabhängigen deutschen Institut für Sportstättenberatung (IFS) durchgeführte Machbarkeitsstudie über Neu- oder Umbau des Wiener Praterstadions ist fertig. Sie legt einen Neubau, also den Abriss des betagten, unter Denkmalschutz stehenden Ernst-Happel-Stadions nahe.

Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) sagte am Donnerstag in der Fragestunde des Nationalrats: "Ziel muss sein, dass Österreich wieder über eine Sportstätte verfügt, die den zeitgemäßen Anforderungen und internationalem Standard entspricht. Nach Beurteilung aller Kriterien durch Experten soll eine Arena für unser Fußballnationalteam entstehen, die multifunktional ausgerichtet auch für andere Sportgroßveranstaltungen oder Events als Austragungsort dient."

Abriss "denkunmöglich"

Wiens Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), der einen Neubau in einem Interview mit dem STANDARD im Februar 2017 noch eher ausschloss, sagt jetzt: "Neun Jahre nach der erfolgreichen Austragung der Europameisterschaft in Wien beginnt nun eine Phase, in der die Weichen für die Zukunft des nationalen wie internationalen Fußballs in der Bundeshauptstadt gestellt werden."

Kritischer äußert sich Mailath-Pokornys Parteikollege Thomas Reindl, der Sportsprecher der Wiener SPÖ. Es gelte nun, die Resultate der Studie, die einen Neubau favorisiert, "genau zu überprüfen und zu hinterfragen". Es müsse sorgsam mit Steuergeldern umgegangen werden.

Andererseits wies Reindl auf den Denkmalschutz des Stadions hin. Dieser könne nur per Bundesverordnung aufgehoben werden. "Jeder in Österreich hat sich an geltendes Recht zu halten, dies gilt ganz besonders auch für einen amtierenden Stadtrat", sagt Reindl. Seitens des Bundesdenkmalamts sagt Landeskonservator Friedrich Dahm zum STANDARD, dass ein Abriss des Stadions "denkunmöglich" sei. Ein Neubau müsste demnach an einem anderen Standort realisiert werden.

Neubau "alternativlos"

ÖFB-Präsident Leo Windtner ist jedenfalls hocherfreut über das ohnedies erwartete Ergebnis der Studie. Windtner hielt einen Neubau stets für "alternativlos". Allerdings will und kann sich der Fußballbund nicht an Kosten beteiligen. Eine vernünftige Hütte würde geschätzte 300 bis 400 Millionen Euro verschlingen, der Steuerzahler wurde in die Studie nicht einbezogen.

Würfel sind keine gefallen, man befindet sich erst in der nächsten Phase. Es gilt, bis in den Spätherbst dringliche Fragen zu klären, Themen abzuarbeiten: Denkmalschutz, Finanzierung Neubau, Nachnutzung Altbau, Standort, Kapazität, Flächenwidmung, Sicherheitskonzept, Umweltverträglichkeit, Standortbetreiber, Betriebskonzept, Stadtentwicklung und so weiter. (Christian Hackl, David Krutzler, 29.6.2017)