Dornbirn – In Vorarlberg werden durchschnittlich 242 Euro pro Monat an Wohnbeihilfe ausbezahlt. 6,5 Prozent der Bevölkerung beziehen diese Unterstützung, weil ihr Einkommen zu niedrig ist, um die Miete bezahlen zu können. 2016 wurden über 29 Millionen Euro für Wohnbeihilfe ausgegeben.

Das System sei jedoch viel zu kompliziert und nur für Fachleute verständlich, kritisiert Michael Diettrich, Sprecher der Vorarlberger Armutskonferenz. Am Donnerstag stellte die Armutskonferenz den Medien ein Modell vor, mit dem mehr Menschen unterstützt und die Leistungen verbessert würden. Für eine Neuordnung spreche die Treffsicherheit dieser Sozialleistung, die Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen genau dort entlaste, wo derzeit der größte Kostendruck herrsche, nämlich bei den Wohnkosten, argumentiert Diettrich.

Übernahme der Miete

Durch die Wohnbeihilfe neu sollte ein Mindesteinkommen nach Abzug der Mietkosten garantiert werden; je nach Einkommen würden die Wohnkosten gänzlich übernommen. Orientieren könnte man sich an den Richtsätzen für die Befreiung von GIS-Gebühren. Die ganze Miete inklusive Betriebskosten würde einer Einzelperson ersetzt, die bis zu 997 Euro Einkommen hat, die Obergrenze für ein Paar mit zwei Kindern wäre bei 2.074 Euro.

Die Armutskonferenz sei sich bewusst, dass über die Wohnbeihilfe hohe Mieten gestützt werden. Solange aber ein steuerfreier Mindestlohn von 1.500 Euro nicht Realität sei, müsse man dieses Manko in Kauf nehmen, sagt Diettrich. Finanziert werden könnte der Mehraufwand aus der Rückzahlung von Wohnbauförderungsdarlehen. Seit 2005 habe das Land daraus zwischen zehn und 44 Millionen Euro Einnahmenüberschüsse erzielt, rechnet der Sozialexperte vor. (Jutta Berger, 29.6.2017)