Das perfekte Vorstadtleben animiert Therapeutin Jean zu Verrücktem. Anziehungspunkt ist die undurchsichtige Kellnerin Sidney.

Foto: Netflix

Wien – Jean Holloway ist keine besonders gute Therapeutin. Zwar schätzen ihre Patienten ihre Methoden im Behandlungszimmer. Und auch ansonsten erweckt Holloway (Naomi Watts) nach außen hin den Eindruck, alles im Griff zu haben – samt erfolgreichem Mann (Billy Crudup), tollem Kind (Maren Heary) und schönem Haus.

Aber, so die fast schon zwingende Logik jener Spielart des Serienthrillers, dem auch die Netflix -Serie Gypsy folgt: Eine Fassade ist halt nur eine Fassade, auch wenn das gesamte soziale Umfeld die gleiche aufrechterhält. Samt Hinterrücks-Reden und heimlich Pillenschlucken, um den Kindergeburtstag zu überstehen. Bei Holloway kommt dazu, dass die Berufsethik in der Prioritätenliste schnell weit auf einen der hin teren Plätze fällt, wenn es bei der Selbstfindung ein bisschen kriselt.

Und dann verführt einen das Schicksal auch noch, und die attraktive Kellnerin im Stammcafé (Sophie Cookson) wartet nicht nur mit mysteriösem Blick und einem britischen Akzent auf, sondern stellt sich auch noch als die Herzensbrecherin heraus, deretwegen ein junger Mann regelmäßig bei Holloway in der Praxis sitzt. Dann wird’s spannend.

Spätzünder

Zumindest für Holloway. Denn während Naomi Watts ihr Bestes gibt, damit man unbedingt die nächste der zehn 45-Minuten-Folgen von Gypsy sehen will, gelingt das dennoch nicht so recht. Der Thrill, den der Genretitel ankündigt, kommt verzögert und nicht überwäl tigend – auch wenn die Serie andauernd versucht, das Gegenteil anzukündigen. (Sebastian Fellner, 30.6.2017)

Trailer

KinoCheck