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2015 spielte Andreas Haider-Maurer zuletzt in Wimbledon. Nun gibt der 30-Jährige aus Zwettl ebenda sein Comeback auf großer Bühne. Eine Fußverletzung hatte ihn zu einer langen Auszeit gezwungen. "Es gab Phasen, da war ich ganz weit weg vom Tennis."

Foto: APA/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

London/Wien – "Die Verzweiflung und die Wut", sagt Andreas Haider-Maurer, "waren in manchen Phasen sehr groß." Jetzt ist der Niederösterreicher wieder optimistisch. Wegen eines Faszieneinrisses an der rechten Ferse war für Haider-Maurer 19 Monate lang an Tennisspielen nicht zu denken. Nach drei Antritten bei Challengerturnieren wagt sich der 30-Jährige in Wimbledon erstmals auf die große Tennisbühne. Vor seiner Pause war Haider-Maurer auf Platz 63 der ATP-Weltrangliste, in London ist er dank seines "Protected Ranking" im Hauptfeld dabei.

Eine lange Leidenszeit geht zu Ende. Haider-Maurer verspürt eine große Demut, seit März steht er wieder auf dem Platz. "Ich bin mental stärker geworden und nicht mehr so streng mit mir selbst." Als Geschenk und Zeichen für eine notwendige Veränderung hätte er seine Fußverletzung aber nicht gebraucht.

Ewige Therapien

Aufgetreten sind die Schmerzen erstmals beim Turnier in der Wiener Stadthalle im Oktober 2015. Danach rannte Haider-Maurer von einer Therapie zur nächsten. Auch zu Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem langjährigen Vereinsarzt des FC Bayern München. "Acht oder neun Monate lang wurde nichts besser." Die Fußsohle entzündete sich immer wieder, eine Operation war unausweichlich. Dabei wurde die Fußsohle durchtrennt, ein Eingriff "nicht ohne Risiko".

Haider-Maurer ging danach fünf Monate auf Krücken, nahm zehn Kilo zu, "am Anfang war jeder Schritt ein Horror, es gab Phasen, da war ich ganz weit weg vom Tennis". Mittlerweile fühle sich der Fuß gut an, sein Physiotherapeut bearbeitet ihn jeden Tag. Haider-Maurer trägt keine speziellen Schuhe. In Wimbledon erwartet er sich keine Wunderdinge, es fehlt klarerweise an Matchpraxis. Die Schläge sitzen im Training schon wieder ganz gut, "ich will mich herantasten, die Selbstverständlichkeit, was ich bei wichtigen Punkten spielen soll, fehlt aber noch".

Hilfe durch Investoren

Fast zwei Jahre kein Turniertennis, das hinterlässt ein Loch auf dem Bankkonto. Haider-Maurers Manager, Bernd Haberleitner, hat seinen Schützling aber über sein Investorenmodell auch während der Verletzungspause unterstützt. Haberleitners Anlage ist Haider-Maurers Karriere, die Preisgelder werden nach einem fixen Schlüssel aufgeteilt. Bisher hat Haider-Maurer in seiner Karriere 1,6 Millionen Dollar Preisgeld (brutto) erspielt, bei Kosten von etwa 150.000 Euro pro Jahr. In den vergangenen 20 Monaten summierten sich aber nur die Arztrechnungen. Von der Sozialversicherung gab es zeitlich begrenztes Taggeld für einen Verdienstausfall.

Dank seines Verletztenstatus kann Haider-Maurer in den kommenden zwölf Monaten zwölf Turniere mit seinem alten Ranking spielen. Die kommenden vier Grand-Slam-Turniere sind eingeplant, das zahlt sich finanziell aus. Allein in Wimbledon wird der Verlierer der ersten Runde mit knapp 40.000 Euro vertröstet. Fixiert hat Haider-Maurer ansonsten bisher nur Auftritte in Hamburg und Umag.

"Kein konkretes Ziel"

"Ich hoffe natürlich, dass ich für das eine oder andere Turnier eine Wildcard bekomme. Ich habe mir aber kein konkretes Ziel gesetzt, wo ich am Jahresende im Ranking stehen möchte. Da würde ich mir nur selber unnötig Druck machen." In der ATP-Weltrangliste scheint der 30-Jährige wieder auf. Weil er in der Vorwoche beim Challenger in Todi (Italien) das Achtelfinale erreicht hat, spuckt ihn der Computer auf Platz 1025 aus. "Aber das Ranking ist in meiner Situation nebensächlich." (Florian Vetter, 29.6.2017)