Wien – Zuletzt aufgekommene Spekulationen, mit denen der Suizid Michael Treichls in Zweifel gezogen wurde, haben sich nicht bewahrheitet. Die Schweizer Polizei – der österreichische Investmentbanker war vor zwei Wochen tot im Genfer See aufgefunden worden – hat eine Autopsie vorgenommen, deren Ergebnis jetzt vorliegt. "Der Suizid wurde bestätigt, die Untersuchung ist damit abgeschlossen", sagt der Sprecher der Genfer Polizei, Jean-Philippe Brandt, zum STANDARD.

Die Familie hatte nach Bekanntwerden des Freitods erklärt, dass der 69-Jährige – der ältere Bruder von Erste-Group-Chef Andreas Treichl – an schwerer Depression gelitten habe. Dennoch kursierten Gerüchte, wonach das Ableben einen anderen Hintergrund haben könnte. Vor allem die mysteriösen Umstände des Brands in Treichls Anwesen in Südengland im April hatten entsprechende Fantasien beflügelt. Das 500 Jahre Gebäude, das um einen zweistelligen Millionenbetrag renoviert worden sein soll, ist bis auf die Mauern abgebrannt.

In österreichischen und britischen Medien gingen die Spekulationen im Zusammenhang mit dem Ableben Treichls über, wobei Details des Brands ausgebreitet wurden. So sei das Feuerwarnsystem nicht in Betrieb gewesen, berichtete beispielsweise die "Daily Mail". Auch dass die Polo-Pferde nicht im Stall, sondern auf der Koppel waren, wurde hervorgehoben. Zudem kursierten Berichte, die eine finanzielle Schieflage bei Audrey Capital andeuteten, einem von Treichl mitgegründeten Hedgefonds.

Der Sohn des früheren CA-Chefs Heinrich Treichl hatte nach Jusstudium und Harvard Business School bei verschiedenen Investmentbanken in den USA angedockt. Lazard, Merrill Lynch und Warburg zählten zu seinen Stationen, bevor er sich als Vermögensverwalter und Private-Equity-Investor etablierte. Vor allem im Rohstoffgeschäft managte er Deals, bei denen dreistellige Millionenbeträge im Spiel waren. (Andreas Schnauder, 30.6.2017)