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Foto: AP Photo/Mark Schiefelbein

Smartphones lenken ab. Ständig ist man in Versuchung, E-Mails zu lesen und Updates über Facebook und Twitter zu checken. Ständig nachzusehen, ob man neue Whatsapp-Nachrichten bekommen hat oder welche neuen Fotos auf Pinterest und Snapchat gepostet wurden. US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass dieser Einfluss auch dann wirkt, wenn die Geräte ausgeschaltet sind.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Der Untersuchung der University of Texas in Austin zufolge nimmt die Denkleistung ab, wenn das Smartphone in der Nähe ist – eingeschaltet oder nicht. Sprich: wenn man in Gedanken stets von seiner aktuellen Tätigkeit abschweift. Befindet sich das Gerät jedoch zum Beispiel in einem anderen Zimmer, steigt das Denkvermögen wieder. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Angestoßen wurde die Smartphone-Revolution vor zehn Jahren durch Apple mit dem ersten iPhone. Das Unternehmen hat bisher über eine Milliarde davon verkauft. Das Jubiläum ist angesichts der aktuellen Forschungsergebnisse nicht für alle ein Grund zu feiern. So sieht das etwa André Spicer vom "Guardian". Seiner Meinung nach gibt es nichts zu feiern, das iPhone sei das "Crack Kokain der Technologie".

Seine Erfahrungen kennen wohl viele Smartphone-Nutzer nur zu gut. Viele haben es am Nachttisch liegen und lassen sich vor dem Schlafengehen noch davon ablenken oder surfen im Internet, wenn sie in der Nacht aufwachen. Mediziner warnen schon seit längerem, dass das negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann – das blaue Licht des Displays signalisiert dem Körper aufzuwachen. Muss man das Handy in einer bestimmten Situation ausschalten oder weglegen, werden viele nach kurzer Zeit nervös. Was könnte man wichtiges verpassen?

Internetsucht am Vormarsch

Immer mehr Menschen weisen in Bezug auf Smartphones und Internet Suchtverhalten auf. Einer Studie der deutschen Bundesregierung zufolge nutzen sogar schon 70 Prozent der Kinder im Kindergartenalter bis sechs Jahre das Handy ihrer Eltern bis zu eine Stunde am Tag. Konzentrationsstörungen und hyperaktives Verhalten seien die möglichen Konsequenzen. Spicer ist auch nicht der Einzige, der Smartphones mit Drogen vergleicht. Mandy Saligari, Direktorin der Londoner Harley Street Clinic, sagte kürzlich, dass man seinem Kind statt einem Smartphone auch gleich ein Gramm Kokain geben könnte. Smartphone-Nutzung könne ebenso abhängig machen wie Drogen und Alkohol.

Wie kann man dieser Entwicklung gegensteuern? Kurosch Yazdi, Leiter der Ambulanz für Spielsucht von Pro Mente in Linz, empfiehlt, dass Kinder verschiedene Hobbys haben und Sport treiben sollten. Internet- und Gaming-freie Tage seien der beste Schutz vor einer Sucht. Und: "Wenn es in der Schule passt, der Bub Sport macht, dann kann er auch mal an einem verregneten Wochenende, wenn sonst nichts zu tun ist, zehn Stunden Computerspielen." Ab Herbst weitet die Ambulanz ihr Angebot aus, wie die APA berichtet. Dazu gehört etwa eine Gruppentherapie für internetsüchtige Jugendliche ab 16 Jahren. (red, 30.6.2017)