Die Gemeinnützigen fordern von der Politik Maßnahmen zur Baulandmobilisierung.

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Leistbares Wohnen ist begehrt, das merken vor allem gemeinnützige Bauträger: "Wir können die Nachfrage bei weitem nicht bedienen", sagte Sozialbau-Generaldirektor Wilhelm Zechner vor kurzem bei einem Pressegespräch. Derzeit liegen bei der Sozialbau AG, Österreichs größtem privaten Wohnungsunternehmen, 86.500 Anmeldungen für Neubauwohnungen vor, das sind 21.000 mehr als noch im Vorjahr. Nur 683 Wohnungen befanden sich 2016 aber auch in Bau, wovon 257 im Vorjahr fertiggestellt wurden. Im heurigen Jahr fanden aber bereits zwei Spatenstiche für größere Bauvorhaben in Simmering und Liesing statt, erzählte Zechner.

Die Neubautätigkeit war 2016 im Vergleich zum starken 2015 rückläufig. Das Neubauvolumen sank auf 34 Millionen Euro, der Umsatz erhöhte sich um drei Prozent auf 52,4 Millionen. Das EGT stieg auf zwölf Millionen Euro. Der Bilanzgewinn sank auf 5,6 Millionen – man liege damit aber im Jahresschnitt, so Zechner. Die Eigenkapitalquote stieg auf 51,7 Prozent. Gesunken ist dafür das Sanierungsvolumen, das 2016 bei 24 Millionen Euro lag. Zechner führt das auf rege Sanierungstätigkeit in den vorangegangenen Jahren zurück.

Problem Bürgerinitiativen

Zwölf Projekte mit 1.646 Wohnungen befinden sich aktuell in der Bauvorbereitungsphase, darunter das Großprojekt Siemensäcker in Wien-Floridsdorf, wo die Sozialbau AG Projektentwicklerin für einen neuen Stadtteil ist und selbst 583 Mietwohnungen errichtet. Die Neubauleistung soll sich 2018 und 2019 also erhöhen. Kritisch sieht man bei der Sozialbau Bürgerinitiativen, die sich gegen Projekte wehren, indem sie beispielsweise gegen einen negativen UVP-Feststellungsbescheid der MA 22 Einspruch erheben und so das Projekt verzögern. Aktuell sei das bei drei Großprojekten der Fall. "Begriffe wie Solidarität kommen immer mehr abhanden", so Zechner. "Da wird sich die Politik etwas überlegen müssen."

Diese sieht er auch bei der Baulandmobilisierung in der Pflicht. Durch hohe Grundstückspreise und das Kostenkorsett der Gemeinnützigen blieben diesen nur Brownfields oder landwirtschaftliche Flächen. Doch auch diese würden immer teurer, so Zechner, mittlerweile seien die Preise für Agraflächen auf 180 bis 200 Euro pro Quadratmeter geklettert, private Investoren würden bereits für 320 bis 400 Euro zuschlagen: "Früher haben uns in den Flächenbezirken die privaten Investoren in Ruhe gelassen, heute kaufen sie wie wild."

Zechner verabschiedet sich mit Ende des Jahres und nach eineinhalb Jahren als Generaldirektor in die Pension. Sein Nachfolger wird Ex-Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, der bereits seit vergangenem Herbst im Sozialbau-Vorstand sitzt. Die nötigen Gremialbeschlüsse gebe es bereits, Stellvertreter bleibe Bernd Rießland, so Zechner.

Entscheidung im Herbst

Der Technische Direktor Zechner sieht im Juristen Ostermayer eine gute Wahl: "Wir bewegen uns in einer heiklen Rechtsmaterie", so Zechner, ein Jurist an der Spitze sei da das richtige Signal. Einen Techniker soll es im vierköpfigen Sozialbau-Vorstand aber weiterhin geben, eine Entscheidung diesbezüglich kündigte Zechner für den Herbst an: "Ein Unternehmen in unserer Größenordnung, das im Herbst 2018 voraussichtlich 1.800 Wohnungen in Bau hat, braucht einen technischen Bereichsvorstand." Die Leistung von außen zuzukaufen sei "nicht empfehlenswert".

Der Gesamtvorstand hat für seine Tätigkeit im Geschäftsjahr 2016 Bezüge von 992.887,60 Euro erhalten, wie aus der am 22. Juni im "Amtsblatt" der "Wiener Zeitung" publizierten Bilanz hervorgeht. Im Vorjahr waren es 999.458,17 Euro.

Betriebskosten stagnieren

Aktuell verwaltet die Sozialbau AG 51.203 Wohnungen, darunter 43.521 Miet- und Genossenschaftswohnungen und 7.682 Eigentumswohnungen, außerdem 29.878 Garagen- und Abstellplätze und 554 Geschäftslokale. Die Durchschnittsmiete in den Wohnungen lag 2016 bei 4,4 Euro pro Quadratmeter.

Die Betriebskosten seien im Vergleich zum Vorjahr stagnierend, rund 95 Prozent der Bewohner würden im August eine Rückzahlung von durchschnittlich 189 Euro gutgeschrieben bekommen, kündigte Zechner an. (Franziska Zoidl, 30.6.2017)