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Da stehen türkise Container auf der Bühne mit dem türkisen Rednerpult, türkise Plakate überall: Die Corporate Identity der "Neuen Volkspartei" war neben Sebastian Kurz und Vitali Klitschko wohl der prominenteste Gast am ÖVP-Parteitag in Linz. In dreieinhalb Stunden inszenierte die Partei ein straff organisiertes Spektakel, das den Funktionären Euphorie für den neuen Parteiobmann einpflanzen sollte.

Kurz ließ sich ausgiebig feiern und auch von den launigen aber kritischen Worten seines demontierten Vorgängers Reinhold Mitterlehner nicht davon abhalten, in der Begeisterung der ÖVPler zu baden. Dabei halfen schwungvolle Musik, emotionale Videos und eine doch eher peinlich überbegeisterte "Stimme der Bewegung" namens Peter L. Eppinger.

Wermutstropfen für Kurz: Er hätte gerne ein besseres Ergebnis erzielt als Mitterlehner – das verfehlte er mit seinen 98,7 Prozent allerdings um 0,4 Prozentpunkte. Tut nichts zur Sache, könnte man sagen – doch bei einem Parteitag, der so stark auf Symbolik setzt, dürfte das schon schmerzen.

Und: Kurz reitet jetzt vielleicht auf einer Welle der Begeisterung jener Konservativen, die sich freuen, dass "endlich einmal ein Junger" "endlich einmal sagt, was Sache ist" und "endlich einmal anpackt, statt nur zu reden". Das wird wohl ein paar Wochen halten. Doch Umbenennung und neue Parteifarbe hin oder her: Kurz führt nun die ÖVP an. Die hat auch nach der am Samstag beschlossenen Statutenänderung die gleiche Struktur wie vorher, samt Konflikten zwischen Landesorganisationen und Bünden. Das macht Kurz' Job nicht einfacher.

Der neue ÖVP-Chef weiß, dass das erste Strohfeuer der Euphorie nur von kurzer Dauer sein wird – dafür hat er genug seiner Vorgänger beim Absturz nach dem Höhenflug beobachtet. Dass er nun tröpfchenweise strategisch geschickt Themen setzt, wie die Situation der pflegenden Angehörigen, lässt erahnen: Kurz hat schon seine Ideen, wie er nicht als der nächste gescheiterte Kurzzeit-Parteichef endet. Das heißt noch nicht, dass das gelingen wird. (Sebastian Fellner, 1.7.2017)