Deutschland hat gerade über die Ehe für alle abgestimmt. Männer können nun Männer, Frauen Frauen heiraten. Die Freude der Betroffenen und der Mitkämpfer ist groß. Eine Form der Liebe ist nun offiziell nicht weniger wert als die andere.

Noch steht Berlin, kein Ascheregen über Deutschland in Sicht, keine Krötenplagen, kein Blut in den Flüssen. Eine überwiegende Mehrheit der Abgeordneten war bereit, Menschen, die gleich an Rechten geboren wurden, diese gleichen Rechte auch tatsächlich zuzugestehen. Angela Merkel stimmte zwar ihrer Überzeugung nach dagegen, ermöglichte aber die Abstimmung – eine staatsfrauliche Aktion von Format.

Zu Menschen zweiter Klasse degradiert

Und bei uns? Bei uns in Österreich gibt es ein neues Türkis, das mit seinem Spitzenkandidaten Sebastian Kurz ziemlich alt aussieht – circa 1950. Nicht nur verweigerten ÖVP, FPÖ und Team Stronach der Ehe für alle ihre Zustimmung. Man ist auch noch stolz drauf, man applaudierte sich gegenseitig dazu, andere zu Menschen zweiter Klasse degradiert und ihnen das Recht verweigert zu haben, das ihnen zustünde. Wertkonservative Eheklatscher unter sich. In Österreich wird leider wieder einmal der alte Witz mit dem Weltuntergang superaktuell: Wohin soll man gehen, wenn es so weit ist? Natürlich nach Österreich, da kommt alles 20 Jahre später.

Und wem diese Wartezeit unerträglich scheint, für den kann dieses wohlvertraute Sätzlein wieder aufgewärmt werden: "Dann geh doch rüber." (Julya Rabinowich, 2.7.2017)