Afghanistans Robotik-Mädchenteam darf nicht in die USA.

Washington/Kabul/Wien – Afghanistan zählt zwar nicht zu jenen Staaten, deren Bürger als Teil des "Muslim Ban" von US-Präsident Donald Trump vorerst gar nicht mehr in die Vereinigten Staaten einreisen dürfen. Leicht ist ein Besuch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für Bürger des Hindukusch-Staates aber nicht.

Gerade einmal 32 Visa vom Typ B1/B2 (Besuche für private oder geschäftliche Zwecke in den USA) haben Afghanen im vergangenen April erhalten – deutlich weniger etwa als Iraker und etwa zwei Prozent der Zahl die Pakistaner im gleichen Zeitraum bekommen haben. Wie nun die Zeitschrift "Forbes" online berichtet, trifft die äußerst zögerliche Vergabe von Einreisebewilligungen nun auch eine Gruppe, die bisherige US-Regierungen bisher stets gerne öffentlich gefördert haben: Junge Frauen, die versuchen, durch Bildung in der erzkonservativen afghanischen Gesellschaft aufzusteigen.

Wie "Forbes" berichtet, darf Afghanistans einziges Mädchen-Erfinderteam für Robotik nicht zum internationalen Wettbewerb des Hilfs- und Bildungsprojekts First Global Challenge reisen, der Mitte Juli in der Bundeshauptstadt Washington stattfinden wird. Ebenso wurde dem Team aus Gambia bisher die Einreise verwehrt.

Zuvor hatten die sechs Teenager aus der westafghanischen Großstadt zweimal den gefährlichen, 800 Kilometer langen Weg zur US-Botschaft in Kabul angetreten, um dort in Interviews um das Visum anzusuchen. Dabei hätten sie an ihr Glück geglaubt – immerhin sei es in Afghanistan auch nicht gerade gewöhnlich, sich als Mädchen in den Roboterbau zu vertiefen, sagten sie "Forbes". Die Gründe für die Ablehnung wurden ihnen nicht mitgeteilt, – was allerdings im Fall einer Visa-Ablehnung in der USA der Normalfall ist.

Keine absichtliche Benachteiligung

Während es mit dem Traum von der US-Reise für die Mädchen nichts wird, darf immerhin der Roboter einreisen, den sie gebaut haben: Er sortiert autonom Bälle nach unterschiedlichen Kriterien. Dass er überhaupt funktioniert, ist der Hartnäckigkeit des Teams zu verdanken: Monatelang hatten der Zoll und dann die Flughafen-Behörden die Einfuhr von Bestandteilen für die Sensoren blockiert, offenbar aus Sorge, dass die Teile für Terrorroboter bestimmt sein könnten. Auch die Hilfe des afghanischen Digital Citizen Fund von Philanthropin Roya Mahboob, die das Team finanziert, half dabei nicht.

Die Mädchen überbrückten die Zeit mit dem Versuch, selbst die entsprechenden Teile zu bauen. Sie werden nun das Abschneiden gegen 163 andere Maschinen aus aller Welt, die Technologien zur Trinkwassergewinnung anstoßen sollen, via Skype-Videokonferenz verfolgen.

Dass man dem Team bewusst Steine in den Weg legen wollte, daran glauben die Organisatoren der First Global Challenge nicht. Sie berichten von positiven Erfahrungen mit den US-Einreisebehörden in anderen Ländern. Organisator Roy Sestak sagte zum Internet-Magazin Mashable, er glaube den Behörden, dass sie dem Team eine faire Chance eingeräumt hätten, bedaure die Entscheidung aber sehr.

Teilnehmergruppen aus dem Irak, dem Iran und dem Sudan hätten immerhin Einreisevisa für die Veranstaltung bekommen – ob diese nun freilich immer noch gelten, war am Wochenende nicht ganz klar. Denn anders als Afghanistan sind diese drei Länder vom Einreisebann der US-Regierung betroffen, mit denen das Trump-Kabinett Bürgern von sechs mehrheitlich islamischen Staaten das Queren der US-Grenze versagt, wenn sie nicht enge Familien- und Geschäftsbeziehungen zu den USA haben. (mesc, 2.7.2017)