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Das britische Atomkraftwerk soll nach bisherigen Plänen 2025 ans Netz gehen. Im Bild Hinkley Point C.

Foto: REUTERS/Stefan Wermuth

Paris/London – Das britische Atomkraftwerk Hinkley Point wird voraussichtlich 1,7 Milliarden Euro teurer als geplant. Die Bauzeit könne sich zudem um bis zu 15 Monate verlängern, warnte am Montag der französische Stromkonzern EDF, der das Kraftwerk mit Beteiligung des chinesischen Staatsunternehmens CGN bauen will.

Es ist der erste Reaktorneubau in Großbritannien seit rund zwei Jahrzehnten. Die britische Regierung gab erst nach einigem Zögern und der Festlegung neuer Auflagen grünes Licht.

Mehr als 22 Milliarden Euro Endkosten

Die Endkosten würden schätzungsweise von bisher rund 18 Milliarden Pfund (22,29 Mrd. Euro) auf 19,6 Milliarden Pfund steigen, teilte EDF mit. Die Lieferung des ersten Reaktors könne sich um 15 Monate verzögern, die des zweiten um neun Monate.

EDF hatte vor einigen Tagen eine "komplette Überprüfung" des Kosten- und Zeitplans angekündigt. In Hinkley Point sollen Druckwasserreaktoren vom Typ EPR gebaut werden – in Frankreich und in Finnland sind die Baukosten für diesen neuen Reaktortyp auch aufgrund immer neuer Verzögerungen explodiert.

Das britische Atomkraftwerk soll nach bisherigen Plänen 2025 ans Netz gehen und künftig sieben Prozent des britischen Strombedarfs abdecken. EDF erhielt von der britischen Regierung eine Strompreisgarantie für 35 Jahre nach Inbetriebnahme.

Umweltgruppen plädieren für Erneuerbare

Der britische Rechnungshof hatte das vor einigen Tagen scharf kritisiert. Die britische Regierung habe die Stromverbraucher damit "in ein riskantes und teures Projekt eingesperrt" mit ungewissem strategischen und wirtschaftlichen Ausgang.

Umweltgruppen protestieren seit Jahren gegen das Projekt und fordern, stattdessen auf erneuerbare Energien zu setzen. Österreich und andere Staaten haben vor dem Europäischen Gerichtshof gegen von der EU-Kommission gebilligte, milliardenschwere Staatssubventionen für das Großprojekt geklagt. Auch von Stromversorgern gab es Klagen.

Der vom französischen Staat kontrollierte Konzern EDF finanziert rund zwei Drittel des Projekts, CGN aus China den Rest. Im März 2016 war der damalige Finanzchef von EDF wegen Zweifeln an der Machbarkeit des Projekts zurückgetreten. Im Juli stimmte der Verwaltungsrat des Unternehmens dennoch zu. Im September gab die britische Regierung grünes Licht. (APA/AFP, 3.7.2017)