Der Schwerverkehr, der historisch immer sehr eng die Wirtschaftsentwicklung widergespiegelt hat, steht für gut ein Fünftel der weltweiten Ölnachfrage.

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Wien/Paris – Versäumnisse der Politik könnten zum Bumerang bei den Klimaschutzbemühungen werden. Darauf weist die Internationale Energieagentur (IEA) in einer neuen Studie hin. Der in Paris ansässige Thinktank, der die Industrieländer in Energiefragen berät, fordert ein strengeres Vorgehen bei der Regulierung des Schwerverkehrs.

Nach Angaben der IEA haben bisher nur vier Länder eigene Energieeffizienzstandards für den Schwerverkehr festgesetzt, während rund 40 Länder sehr wohl entsprechende Vorschriften für Pkws und Kleinbusse erlassen haben. "Die Menge an verbrauchtem Rohöl, die auf das Konto des Schwerverkehrs geht und die damit verbundenen CO2-Emissionen sind gewaltig; die politische Aufmerksamkeit, die das Thema bisher gefunden hat, ist aber gering", sagte IEA-Direktor Fatih Birol.

Energiesicherheit und Umweltschutz seien für viele Länder von besonderer Wichtigkeit. Folglich sei es höchst an der Zeit, Schritte zu setzen, um die Ölnachfrage in den Griff zu bekommen, auch und gerade beim Schwerverkehr, sagte Birol.

Große Dieselverbraucher

Der Schwerverkehr, der historisch immer sehr eng die Wirtschaftsentwicklung widergespiegelt hat, steht für gut ein Fünftel der weltweiten Ölnachfrage – in Summe rund 17 Millionen Fass am Tag (je 150 Liter). Am meisten davon entfalle auf USA, EU, China und neuerdings immer mehr auch auf Indien, streicht die IEA in ihrer Studie heraus. Als große Dieselverbraucher sei der Lkw-Verkehr für rund ein Drittel aller verkehrsbedingten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich.

Ohne Gegenmaßnahmen sei zu erwarten, dass die Ölnachfrage des Straßengütersektors bis zum Jahr 2050 um rund fünf Millionen Fass am Tag steigt. Das entspricht etwa 40 Prozent des erwarteten Zuwachses der weltweiten Ölnachfrage in dieser Zeitspanne.

Dieser Zuwachs würde bedeuten, dass 2050 zusätzlich 900 Millionen Tonnen klimaschädlichen Kohlendioxids über die Lkw-Auspuffe in die Atmosphäre gelangen. Dies gelte es, zu bekämpfen.

Gute Ratschläge

An guten Ratschlägen fehlt es den IEA-Verantwortlichen nicht. Neben strengeren Auflagen für Motorenhersteller sei auch durch bessere Auswertung von Daten eine Optimierung von Routenverläufen möglich und hilfreich. Der Treibstoffverbrauch könnte aber auch durch Verbesserung der aerodynamischen Eigenschaften der Fahrzeuge und durch Verwendung leichterer Materialien und Reifen mit weniger Rollwiderstand gedämpft werden. Überlegenswert sei aber auch ein Switch zu alternativen Antrieben wie Erdgas, Strom oder Wasserstoff. (stro, 4.7.2017)