Baumhäuser und Zelte seien abgetragen und in Containern verwahrt worden. Von dort können sie abgeholt werden, so die Polizei.

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Reste eines Baumhauses.

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Die Polizei riegelte das Gelände ab.

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Kraftwerksgegner, manche von ihnen Anrainer, beobachteten das Geschehen in den Morgenstunden.

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Graz – Kettensägengeheul und das Fallen von schwerem Holz waren am Montagmorgen am Ufer der Mur in Graz zu hören. Das Murcamp, das Murkraftgegner vor Monaten errichtet hatten – DER STANDARD berichtete –, wurde ab fünf Uhr von Mitarbeitern der Holding Graz, der Feuerwehr und rund 30 Polizeibeamten geräumt.

"Wir haben den Auftrag am Freitag bekommen", erklärt Polizeieinsatzleiter Herbert Fuik dem STANDARD vor Ort. Zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen, nur zwei der Aktivisten waren in Baumhäusern am Flussufer und verließen diese, als man ihnen den Räumungsbescheid zeigte.

Aktivisten und Politiker vor Ort

Die Zelte und Baumhäuser seien abgetragen worden, ebenso die Infostände. "Das wird in einen Container gebracht und kann abgeholt werden", erklärte Fuik. Der als Privatweg ausgeschilderte Fuß- und Radweg an der Mur, der durch das Camp führte, bleibt nun bis auf Weiteres gesperrt, auch für direkte Anrainer. Das Areal liegt nun hinter einem hohen Metallzaun und wurde zur Baustelle erklärt. Hinter dem Zaun beobachteten Anrainer, Aktivisten der Plattform "Rettet die Mur" sowie KPÖ-Stadtrat Robert Krotzer und Grünen-Nationalrat Werner Kogler das Geschehen. Einige Bürger suchten das Gespräch mit Polizisten, die betonten, dass sie nur einen Auftrag auszuführen hätten. Unter den Zaungästen war auch ein pensioniertes Ehepaar.

"Man ist halt machtlos gegen den Apparat", sagte die Frau. Sie sei auf einigen Demos gegen das Kraftwerk gewesen, als sie gehört habe, was ihm alles zum Opfer fallen soll. Ihr Mann meint grantig: "Das ist das größte Umweltverbrechen, daran ändern weder Bürgerbefragungen noch Gemeinderatsbeschlüsse etwas."

"Grabeländer"

Aus dem Büro des zuständigen Stadtrates Günter Riegler (ÖVP) heißt es auf Anfrage DES STANDARD: "Die Stadt hat an der Angergasse entlang der Mur Gartenflächen an 15 Nutzungsberechtigte gegen jederzeitigen Widerruf überlassen." Diese Flächen seien "Grabeländer" und fallen nicht unter das Kleingartengesetz. Bereits 2011 habe man die Nutzungsberechtigten aufmerksam gemacht, dass die Flächen für den Ausbau des Kraftwerks gebraucht werden. Mit 31. März 2017 habe man die Nutzungsrechte widerrufen. "Sämtliche Flächen, die letzten drei am 26. Juni 2017, wurden von der Stadt übernommen und sofort an den Projektbetreiber übergeben", heißt es aus dem Büro Rieglers.

Zusätzlich hält ein Sprecher des Stadtrats fest, "dass die Abteilung für Immobilien auch bei der Umsiedelung einzelner Nutzungsberechtigter in angrenzende Heimgartenanlagen behilflich war und somit vom städtischen Grund keine Nutzer geräumt wurden, sondern lediglich die Baubereitstellung erfolgte".

Für die Gegner des Projekts ist das wenig tröstlich. Das freie Radio Helsinki berichtet immer freitags ab 17.00 in der Sendung Kraftwerksfunk über neue Entwicklungen rund um das Murkraftwerk. (Colette M. Schmidt, 4.7.2017)