Rom – Die Zahl der Flüchtlinge, die seit Anfang 2017 über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, ist gegenüber dem Vorjahr klar gestiegen. 85.183 Migranten erreichten die italienische Küste seit Jahresbeginn, das sind 19,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie das Innenministerium in Rom am Montag mitteilte.

Die meisten der 2017 eingetroffenen Migranten stammen aus Nigeria, Bangladesch, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Gambia. Italien versorgt derzeit etwa 180.000 Flüchtlinge in Hotspots und anderen Einrichtungen. 9.781 unbegleitete Flüchtlinge trafen seit Anfang 2017 in Italien ein.

Der italienische Premier Paolo Gentiloni, der für eine gerechtere Verteilung bei der Flüchtlingsaufnahme Druck auf die EU macht, warnte gestern vor möglichen feindseligen Reaktionen der Bevölkerung gegen Migranten, sollte die Flüchtlingswelle nicht nachlassen. Italien habe bisher große Aufnahmebereitschaft bewiesen, doch die Integrationskapazitäten des Landes seien nicht unerschöpflich.

Österreich hat in Italien zwei Anträge für die Aufnahme von insgesamt 30 unbegleiteten Minderjährigen, Familien und anderen schutzbedürftigen Personen im Rahmen des EU-Umverteilungsprogramms gestellt. Das Innenministerium in Wien hat Italien seine Bereitschaft signalisiert, insgesamt 50 Personen aufzunehmen. Dies soll in zwei Tranchen von 15 Personen und einer weiteren von 20 Flüchtlingen erfolgen.

Österreich prüft derzeit die ersten elf Personen, die von Italien als Übernahme-Kandidaten im Rahmen des Relocation-Programms genannt wurden. Dabei geht es um "Personen im Familienverband und unbegleitete Minderjährige".

Die Zahl der Bootsflüchtlinge, die von der nordafrikanischen Küste nach Italien kamen, hatte 2016 einen neuen Höchststand erreicht. 181.000 Flüchtlinge wurden im Mittelmeer gerettet und nach Italien gebracht. 2015 waren es noch 170.000 gewesen. Für heuer rechnet Italien mit einem neuen Rekordhoch bei der Zahl der Flüchtlingsankünfte von circa 220.000 Migranten. (APA, 3.7.2017)