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Ungefragt zugeschickte Nacktfotos sind nur dann unproblematisch, wenn es sich um Kunstwerke wie Michelangelos David handelt.

Foto: AP Photo/Fabrizio Giovannozzi

Im Internet gibt es viele Phänomene. Katzenfotos gehören zu den erbaulicheren Inhalten, ungefragt zugesendete Fotos von Genitalien zu den weniger erfreulichen Dingen. In sozialen Medien machen immer wieder Personen – zumeist Frauen – ihrem Ärger über die "dick pics" Luft. Also Aufnahmen von Penissen. Was manche als harmlosen Scherz abtun, ist jedoch Belästigung und kann auch strafbar sein. Eine Frau setzt sich nun dagegen zu Wehr, indem sie unerwünschte Fotos kurzerhand an die Mutter des Absenders leitet. Betroffene sollten allerdings einen anderen Weg wählen, raten Experten.

Message an die Mama, Kunstausstellung mit Fotos

Rebecca McGregor ist Fotografin und Model. Und sie bekommt öfter ungefragt Fotos männlicher Genitalien zugeschickt – eine "Erfahrung", die viele Frauen im Internet schon gemacht haben. Auf Facebook postete sie vor kurzem ihre Strategie dagegen: die Mutter des Absenders herausfinden (was oft über Facebook leicht möglich ist) und sie dann über das Treiben ihres Sohnes in Kenntnis setzen.

Mehrere Medien haben die Geschichte aufgegriffen. Im Netz wird sie nun sowohl als Heldin gefeiert als auch wüst beschimpft, wie "Mashable" berichtet. Viele Nutzer haben ihr auch den Rat gegeben, solche Fotos einfach zu ignorieren. Darauf entgegnet die 21-Jährige, ob man auch einen Mann auf der Straße ignorieren würde, der sich vor Frauen entblößt. Durch Ignorieren verschwinde das Problem auch nicht einfach.

Whitney Bell hat eine noch radikalere Antwort auf die "dick pics" gefunden: Sie hat die Nacktaufnahmen in eine Kunstausstellung verwandelt. Der Name "I Didn't Ask For This: A Lifetime of Dick Pics". Gegenüber "Vice" sagte sie im vergangenen Jahr, dass sie nichts gegen Penisse oder Männer habe. Aber ungefragt zugeschickte Fotos von Genitalien fremder Personen seien sexuelle Belästigung, und Männer sollten dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Was Experten raten

Experten raten allerdings dringend von derlei Aktionen ab. Dann wenn man das Nacktfoto einer Person weiterverbreitet oder sogar im Internet veröffentlicht, könnte das einer verhöhnenden Darstellung gleichkommen. Und das ist strafbar. So könnten betroffene Frauen schließlich selbst vom Täter angezeigt werden, warnt Matthias Jax von der Initiative Safer Internet auf Anfrage des STANDARD.

Ist der Träger des Penis außerdem noch minderjährig, fällt die Verbreitung seines Fotos unter Kinderpornografie. Erlaubt ist in Österreich nur das "einvernehmliche Tauschen von eigenen pornografischen Fotos oder Videos zwischen zwei Jugendlichen ab 14 Jahren", wie Safer Internet informiert. Diese Fotos an andere weiterzuleiten ist allerdings wiederum strafbar.

Was also tun, wenn man solche Fotos bekommen? Betroffene sollten einen Screenshot der Nachrichten machen, den Absender blockieren und zur Polizei gehen, rät Jax. Die entscheidet dann, wie weiter vorgegangen werden soll. (br, 6.7.2017)